Um 1900 nimmt ein jahrhundertelang gehegter Plan Gestalt an: einen Kanal durch die Landenge von Panama in Mittelamerika zu bauen und so eine Verbindung zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean herzustellen. Würde der Plan gelingen, würde sich der Seeweg von New York nach San Francisco von 25.000 auf 10.000 Kilometer verkürzen. Kein Schiff müsste mehr die gefährliche Route um Kap Hoorn oder durch die Magellanstraße am äußersten Zipfel Südamerikas wählen. Ein Menschheitstraum könnte Wirklichkeit werden.
Doch von Anfang an begleiten Fehleinschätzungen, Pleiten und Skandale das Projekt. Denn die Realisierung ist noch schwieriger als beim 1869 eröffneten Suezkanal, der das Mittel- mit dem Roten Meer verbindet: In Amerika müssen 26 Meter Höhenunterschied überwunden werden, ohne Schleusen ist das kaum möglich. Das muss auch Ferdinand de Lesseps bald einsehen. Der gefeierte Erbauer des Suezkanals steht auch der französischen Gesellschaft vor, die nun den Panamakanal errichten soll. Nach acht Jahren geben die Franzosen 1889 desillusioniert auf.

1902 übernehmen die USA das Projekt. Dabei geht es den Vereinigten Staaten aber nicht allein um die Fertigstellung des Kanals – die aufsteigende Großmacht will vor allem auch Einfluss in der Region gewinnen.
Am 15. August 1914 ist es so weit: Nach einer Bauzeit von fast 35 Jahren und erheblichen Verlusten unter der Arbeiterschaft wird der 82 Kilometer lange Panamakanal offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Für die Eröffnungsfahrt vom Atlantik in den Pazifik benötigt der US-Dampfer "SS Ancon" nur neun Stunden. Der Beginn des Ersten Weltkriegs verhindert jedoch eine große Jubelfeier. Ein US-Journalist schreibt: "Wir eröffnen den Panamakanal. Europa eröffnet seine gewaltigste Schlacht."