Altes Ägypten Mumifizierte Paviane untersucht: Eine Studie offenbart, wie die heiligen Tiere behandelt wurden

Mumifizierter Pavian in Sitzhaltung
Paviane galten im alten Ägypten als heilige Tiere – und wurden häufig mumifiziert
© Photo by Daniel SIMON/Gamma-Rapho / Getty Images
Ein Forschungsteam hat Pavian-Mumien aus dem alten Ägypten untersucht. Das Ergebnis der Studie gibt neue Einblicke in Haltung und Zucht heiliger Tiere

Die alten Ägypter gelten als Tierfreunde. Eine ganze Reihe von Tierarten identifizierten sie mit ihren Göttern: Katzen repräsentierten die Kriegs- und Fruchtbarkeitsgöttin Bastet, Ibisse den Weisheitsgott Thot, Krokodile den Wassergott Sobek, Paviane ebenfalls Thot sowie den Mondgott Chons. Kein Wunder, dass die Ägypter Millionen Individuen dieser verehrten Tierarten mumifizierten.

Nun hat ein internationales Forschungsteam aus Belgien, Frankreich und Deutschland die Überreste geopferter Paviane untersucht. Das Ergebnis ihrer Studie: Die Tiere litten unter sehr schlechter Behandlung. Und: Offenbar steckte hinter dem Geschäft mit Opfertieren eine regelrechte Industrie.

Die Paviane hatten kaum Sonnenlicht in ihrem Gehege

36 Pavian-Mumien analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Tiere wurden zwischen den Jahren 800 und 500 v. Chr. in Gräbern im Wadi Gabbanat el-Qurud bei Luxor beigesetzt. 

Und bei fast allen fanden die Forschenden Läsionen und Deformationen der Knochen. Die Paviane litten vor allem unter der Knochenkrankheit Rachitis. Ein lang anhaltender Vitamin-D-Mangel und schlechte Ernährung störten ihre Skelettentwicklung und das Knochenwachstum. 

Dieser Befund lässt auch Rückschlüsse auf die Haltung der Affen zu: Wahrscheinlich, so vermutet das Forschungsteam, wurden die intelligenten und kletterbegabten Paviane in schmalen, überdachten Gehegen mit hohen Wänden eingepfercht. Die gemauerten Korridore großer Tempelkomplexe kämen dafür etwa infrage. In diesen Einhegungen hatten die Affen – aller Verehrung zum Trotz – kaum Sonnenlicht. 

"Eine unausgewogene, unzureichende Ernährung und schmerzhafte Skeletterkrankungen könnten bei gefangen gehaltenen Pavianen Aggressionen gefördert haben", schreiben die Forschenden. Möglicherweise seien die Tiere auch von ihren Haltern mit Stöcken malträtiert worden – darauf deuten Läsionen an einem der Schädel hin.

Die Ägypter bauten eine lokale Zuchtpopulation auf

Untersucht haben die Forschenden auch die Herkunft der Affen. In Ägypten lebten Paviane nicht in freier Wildbahn, sie mussten eigens im sudanesischen Niltal, am Horn von Afrika oder im dem südlichen Teil der Arabischen Halbinsel gefangenen genommen und ins Land der Pharaonen verfrachtet werden. 

Da die Ägypter sowohl Paviansäuglinge als auch ausgewachsene Tiere konserviert haben, geht das Forschungsteam davon aus, dass es eine lokale Zuchtpopulation gab. Auch deuteten die Erkrankungen darauf hin, dass die Paviane bereits in Gefangenschaft geboren wurden. Nur auf diese Weise ließ sich der Bedarf an weiteren Opfertieren decken. 

mop