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Gefährliches Transportgut Elektroautos erhöhen Brandrisiko in der Schifffahrt

Eine Luftaufnahme zeigt den deutschen Notschlepper "Nordic" (l), der das Feuer auf dem brennenden Auto-Frachter "Fremantle Highway" in der Nordsee bekämpft
Eine Luftaufnahme zeigt den deutschen Notschlepper "Nordic" (l), der das Feuer auf dem brennenden Auto-Frachter "Fremantle Highway" in der Nordsee bekämpft
© Herman IJsseling/FLYING FOCUS aerial photography / dpa
Brände waren 2022 die Hauptursache für Totalverluste bei Schiffen. Jetzt brennt ein Frachter in der Nordsee. Das Risiko für Brände auf Schiffen steigt generell – auch wegen des vermehrten Transports von Elektrofahrzeugen

Der mit knapp 3000 Autos geladene Frachter "Fremantle Highway" brennt gerade in der Nordsee. Die Besatzung hat das Schiff verlassen, viele sprangen 30 Meter von Bord in die Tiefe. Ein Mensch kam dabei ums Leben. Der Frachter darf nicht sinken. Denn dann würden unkontrolliert Schadstoffe ins Meer fließen – eine Umweltkatastrophe.

Brandgefahr auf Frachtern: "Hochentzündliche Lithium-Ionen-Akkus"

Mit der schnell wachsenden Elektromobilität steigt in der globalen Schifffahrt generell die Gefahr von Bränden auf hoher See. "Der allgemeine Trend zu mehr Nachhaltigkeit führt dazu, dass verstärkt Elektrofahrzeuge und batteriebetriebene Güter transportiert werden", schreibt der Industrieversicherer der Allianz (AGCS) in einer Schifffahrtsstudie. "Eine weitere Gefahrenquelle ist der Transport potenziell hochentzündlicher Lithium-Ionen-Akkus, insbesondere auf Containerschiffen und Autotransportern."

Hauptursachen für Brände, die von den Akkus ausgehen, seien Produktionsdefekte, beschädigte Batteriezellen oder Geräte sowie eine Überladung oder Kurzschlüsse. Sie seien tückisch, weil sie schwer zu löschen seien und sich spontan wiederentzünden könnten. "Die meisten Schiffe verfügen weder über ausreichenden Schutz noch über ausreichende Frühwarn- oder Löschfähigkeiten, um solche Brände auf hoher See zu bekämpfen", sagt der Schifffahrtsexperte der AGCS, Justus Heinrich. Er empfiehlt den Reedereien, ihre Crews entsprechend zu trainieren, passendes Feuerlösch-Equipment vorzuhalten und Frühwarnsysteme zu verbessern.

Brandgefahr auf Frachtern: Schadensrisiko steigt mit der Größe der Schiffe

Die Brandproblematik verschärft sich laut AGCS durch den Transport gefährlicher Güter auf immer größeren Schiffen. Zusätzlich steige die Gefahr, weil Fracht oft falsch deklariert werde. "Fracht als Gefahrgut zu kennzeichnen, ist teurer", heißt es. "Deshalb versuchen manche Unternehmen diese Kennzeichnung zu umgehen, indem sie Feuerwerk als Spielzeug oder Batterien als Computerteile ausgeben." AGCS geht auf Basis von Branchenberichten davon aus, dass rund ein Viertel der ernsten Vorfälle an Bord von Containerschiffen auf falsch deklarierte Gefahrengüter zurückgingen.

Im vergangenen Jahr waren nach Feststellung des Versicherers Brände die Hauptursache für Totalverluste. "Auf ihr Konto gingen acht Schiffsverluste und über 200 Unfälle - seit zehn Jahren der höchste Wert", so die AGCS-Experten. In den vergangenen fünf Jahren hätten Brände zum Verlust von 64 Schiffen geführt. "Feuer ist auch die Ursache für die teuersten Schadenfälle", berichtet AGCS nach Analyse von 250 000 Schadenfällen in der Schiffskasko- und Transportversicherung.

dpa

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