Psychologie "Unsere Ängste sind mächtiger geworden"

Wolfgang Schmidbauer, deutscher Psychoanalytiker
Diffuse Ursachen
Krankhaft wird Angst immer dann, erklärt Schmidbauer, wenn sie unangenehme körperliche Symptome verursacht; oft lässt sich aber nicht gleich erkennen, dass die Furcht der Auslöser ist
© Peter Rigaud/laif
Es erscheint paradox: Wir leben in Zeiten, in denen uns alle Türen offenstehen. Wir unzählige Wahlmöglichkeiten haben und frei entscheiden können, was wir tun möchten und was nicht. Gleichwohl prägen Ängste und Unsicherheit das Lebensgefühl vieler Menschen. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer erklärt, wieso es dazu kommt

GEO WISSEN: Herr Dr. Schmidbauer, ab wann sind Ängste so stark, dass man einen Fachmann konsultieren sollte?

Dr. WOLFGANG SCHMIDBAUER: Es gibt zweifellos eine Vielzahl vernünf­tiger Ängste: Wenn ich etwa Abitur mache und Angst habe, das falsche Studienfach zu wählen, dann ist das eine Angst, die sich auf ein reales Problem bezieht. Sie macht aktiv, stimuliert einen, sich zu informieren und eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen. Diese Angst möchte ich niemandem nehmen. Krankhaft wird Angst immer dann, wenn sie unangenehme körper­liche Symptome verursacht: oft solche, bei denen nicht auf Anhieb erkennbar ist, dass Angst der Auslöser ist.

Was sind häufige Symptome?

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