Dass regelmäßige Bewegung auf vielfältige Weise der Gesundheit zugutekommt, ist lange bekannt. Nun aber haben Forschende des Brain Health Center des Pacific Neuroscience Institute in Los Angeles einen faszinierenden Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und verbesserter Gehirngesundheit aufgedeckt: Demnach kommt es durch regelmäßige Bewegung zu einer Größenzunahme der für das Gedächtnis und das Lernen bedeutsamen Hirnareale.
Für die jüngst im „Journal of Alzheimer´s Disease“ veröffentlichte Studie wurden MRT-Gehirnscans von 10.125 Personen ausgewertet. Jene Frauen und Männer, die regelmäßig Aktivitäten wie Gehen, Laufen oder anderen Sport ausgeübt hatten, verfügten in verschiedenen Gehirnregionen über ein größeres Volumen: in Bereichen der grauen Substanz, die bei der Verarbeitung von Informationen hilft, in Bereichen der weißen Substanz, die verschiedene Gehirnregionen verbindet, sowie im Hippocampus, der für die Gedächtnisfunktion entscheidend ist. Das, so das Fazit der Studie, habe einen eindeutig neuroprotektiven Effekt.
Es braucht nicht zwingend 10.000 Schritte am Tag
"Wir haben festgestellt, dass selbst ein moderates Maß an körperlicher Aktivität, selbst weniger als 4.000 Schritte pro Tag, bereits einen positiven Einfluss auf die Gesundheit des Gehirns haben kann“, sagt David Merrill, Co-Autor der Studie. „Das ist deutlich weniger als die oft genannten 10.000 Schritte, die für viele Menschen ein nur schwer erreichbares Ziel sind.“ Es gebe somit eine sehr einfache Möglichkeit, das Gehirn gesund altern zu lassen. Denn protektiv sei demnach bereits ein täglicher Spaziergang oder jenen Sport auszuüben, den man ohnehin mag.
Die Studie ist ein weiterer Beleg für die These, dass sich das Alzheimer-Risiko durch verschiedene Lebensstilfaktoren vermindern lässt. Dazu zählen auch eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung, wenig Stress und eine gute soziale Eingebundenheit.
Besserer Informationsaustausch zwischen Nervenzellen
Bereits im Jahr 2022 hatte ein Team von Forschenden aus den USA und Kanada einen ähnlichen Zusammenhang zwischen regelmäßiger Bewegung und den geistigen Fähigkeiten älterer Menschen aufgedeckt: Dafür wurden die Daten eines Langzeitprojekts ausgewertet, das die körperliche Aktivität von Frauen und Männern, die ihr Gehirn für Forschungszwecke spendeten, bis ins hohe Alter verfolgt.
Nach deren Tod wurden die Gehirne untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Gehirne von körperlich aktiven Menschen einen höheren Wert an bestimmten "synaptischen Proteinen" aufwiesen, die den Informationsaustausch zwischen den Nervenzellen im Hirn verbessern. Zudem traten bei ihnen weniger jene Beta-Amyloid-Ablagerungen (Plaques) und Tau-Proteinanreicherungen im Gehirn auf, die für die Alzheimer-Krankheit kennzeichnend sind.
Zu ihrer Überraschung stellten die Forschenden außerdem fest, dass die schützende Wirkung der synaptischen Proteine nicht nur den Hippocampus betraf. Sie hatten darüber hinaus auch weitere Hirnregionen positiv beeinflusst, die mit kognitiven Funktionen in Verbindung stehen.
Zusammengenommen zeigen die beiden Studien, dass Bewegung bis ins hohe Alter ein wichtigen Schutzfaktor vor Demenzerkrankungen ist.