Sitzen ist schlecht. Durch zu wenig Bewegung altern die Arterien schneller, der Stoffwechsel wird langsamer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden häufiger. Und doch sitzen wir gezwungenermaßen den ganzen Tag: beim Frühstück, in der Straßenbahn, auf der Arbeit. Zeit für Bewegung bleibt kaum.
Also ab ins Yoga-Studio. Atmen im Schulterstand. Herabschauen wie ein Hund. Dem Körper möglichst viel Gutes tun in möglichst kurzer Zeit. Doch welche Sportart ist die effektivste für unsere Herzgesundheit?
Dieser Frage ist Poovitha Shruthi Paramashiva nachgegangen. Sie ist selbst Meisterin im Yoga und Assistenzprofessorin am Zentrum für Integrative Medizin und Forschung im indischen Manipal. Als solche verglichen sie und ihr Forschungsteam nun Yoga in Bezug auf Herzgesundheit mit anderen Sportarten. Das überraschende Fazit: Wer ein gesundes Herz möchte und wenig Zeit dafür hat, sollte sich in Tai-Chi und Pilates versuchen. Nicht unbedingt im Yoga.
Paramashiva und ihr Team stützen ihre Analyse auf zehn Studien, die sich mit Bewegung bei einer sonst sitzenden Lebensweise befassen. Fünf davon konzentrieren sich auf Yoga. Die anderen setzen sich unter anderem mit Tai-Chi, Pilates, hochintensivem Intervalltraining und kurzen Bewegungspausen während längerem Sitzen auseinander.
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass Tai-Chi, Pilates und hochintensives Intervalltraining Yoga bei der Verbesserung der Gefäßfunktion bei Menschen mit sitzender Lebensweise durchweg übertreffen. Die Gefäßfunktion ist ein wichtiger Parameter für die Herzgesundheit. Sie beschreibt die Fähigkeit der Blutgefäße, Blut effizient zum Gewebe zu transportieren. Dabei ist die Elastizität der Gefäße wichtig. Werden sie steif, steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Die Gefäßfunktion wurde mittels Ultraschalls gemessen. Die Studien zu Yoga ergaben diesbezüglich gemischte Ergebnisse. Während einige Studien von einer Verbesserung dank Yoga berichteten, fanden andere trotz regelmäßiger Übungen keine positive Entwicklung. Tai-Chi und Pilates hingegen verbesserten diese Funktion signifikant. Und hochintensives Intervalltraining reduzierte die Festigkeit der Gefäße – besonders in kalter Umgebung.
Heißt das nun, besser die Matte einrollen und stattdessen nach Hause gehen? Oder am allerbesten, Planken in der Winterkälte? Nicht unbedingt. Schließlich ist Herzgesundheit nicht alles, das beim Yoga erreicht werden soll. Es geht auch um Flexibilität, Muskelaufbau, Freunde treffen oder ein gutes Körpergefühl und Gleichgewichtssinn. Nicht schaden kann es allerdings, Yoga durch andere Sportarten zu ergänzen. Und wenn es schon den ganzen Tag um Effizienz in der Arbeitswelt geht, kann man abends auch getrost einmal auf dem Kopf stehen oder einfach nur in Ruhe atmen. Denn grundsätzlich gilt: Bewegung ist besser als keine Bewegung.