Wer auf dem Smartphone stundenlang schlechte Nachrichten liest, bekommt mehr als schlechte Laune. "Doomscrolling", so zeigt eine jüngst erschienene Studie, löst Existenzängste aus, stürzt Menschen in Verzweiflung und verstärkt mitunter sogar einen diffusen Hass auf die gesamte Menschheit.
Für ihre Studie befragten Forschende 800 Studierende aus den USA und dem Iran. Diese füllten vier Fragebögen aus: zu ihrem "Doomscrolling"-Verhalten, zu ihren Existenzängsten, dem Glauben an eine gerechte Welt und ihrem Menschenhass. Die Ergebnisse zeigen: Wer sich "Doomscrolling" hingibt, empfindet das Leben eher als leer und sinnlos.
"Wenn man sich zu sehr in den Strom negativer Nachrichten vertieft, kann dies Gedanken fördern wie die, dass das Leben zerbrechlich und begrenzt ist, dass der Mensch im Grunde allein ist und dass er keine volle Kontrolle über sein Leben hat", schreiben die Forschenden dazu.
"Doomscrolling" kann auch langfristig schaden
In den Köpfen der Lesenden verankere sich beim "Doomscrolling" möglicherweise auch das Bild von brutalen und unberechenbaren Menschen. Das könnte Hass und Misstrauen gegenüber Menschen schüren, wie zumindest ein Teil der Stichprobe nahelegt.
Die Flut schlechter Nachrichten auf Social Media zieht demnach nicht nur kurzfristig die Stimmung runter, sondern hat womöglich langfristige psychische Konsequenzen. Frühere Studien belegten bereits, dass eine hohe Bildschirmzeit mit Depressionen zusammenhängt. Nachrichten über Krieg, Naturkatastrophen oder Übergriffe könnten neuester Forschung zufolge aber starke Stressreaktionen und sogar stellvertretende Traumata bei den Lesenden auslösen – ohne dass diese direkt betroffen sind.
Inwiefern "Doomscrolling", Ängste, Verzweiflung und Menschenhass genau zusammenhängen, kann die Studie nicht erklären. Trotzdem sei es wichtig, dass Menschen bewusster mit Social Media umgehen und sich darüber klar werden, welche Gefühle das Scrollen bei ihnen auslöst. Dabei nehmen die Forschenden aber auch die Medien selbst in die Pflicht: Nachrichten müssten nicht immer schlecht sein. Journalistinnen und Journalisten sollten ihren Blickwinkel verändern und stärker die positiven Aspekte in schwierigen Situationen beachten, heißt es in der Studie.
 
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
