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Altersforschung Gesichtsscans zeigen, wie unterschiedlich Frauen und Männer altern

Alternde Frau und alternder Mann in Frontalansicht
Fältchen, erweiterte Äderchen, Pigmentflecken: An unseren Gesichtern lässt sich das Alter ablesen
© insta_photos - Adobe Stock / SFIO CRACHO - Adobe Stock
Ein Forschungsteam hat untersucht, ab wann und in welcher Ausprägung sich der Alterungsprozess von Männern und Frauen in deren Gesichtern erkennen lässt. Ihr Ergebnis: Die Gesichter von Männern altern stetig, die von Frauen hingegen erst merklich ab dem 30. Lebensjahr

Ergrauende Haare, tiefer werdende Falten, weniger Muskelkraft und schlechtere Augen – die Veränderungen des Körpers gehören zum natürlichen Alterungsprozess des Menschen dazu, für Männer ebenso wie für Frauen. Wie schnell und wie sehr der Zahn der Zeit an einem nagt, ist jedoch abhängig von vielen Faktoren.

Neben den Genen bedingen auch der individuelle Lebensstil, die Essgewohnheiten und äußere Einflüsse den Alterungsprozess. Und das Geschlecht, so das Fazit einer dreidimensionalen Gesichtsscan-Analyse, die ein Forschungsteam der Karls-Universität in Prag durchführte und deren Ergebnisse es in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Scientific Reports" veröffentlichte.

Gesichter werden mit dem Alter rundlicher und flacher

Das Team um die Anthropologin und Humangenetikerin Jana Velemínská untersuchte in einer großangelegten Studie die Gesichter von 456 Probandinnen und Probanden im Alter von 14 bis 83 Jahren. Mittels hochmoderner 3D-Scanner fertigten die Forschenden hochauflösende dreidimensionale Gesichtsscans an und verfolgten und beobachteten den Alterungsprozess durch die Jahrzehnte anhand von 20 zuvor festgelegten Gesichtsmerkmalen.

Grafik: Entwicklung des Geschlechtsdimorphismus der Gesichtsform.  Die obere Reihe zeigt weibliche Durchschnittsgesichter, die untere Reihe männliche Durchschnittsgesichter aller Alterskategorien. Die zweite Reihe ist eine Überlagerung der durchschnittlichen Gesichtsform von Männern und Frauen aller Altersklassen. Die rote Farbe zeigt an, dass sich ein bestimmter Bereich des männlichen Gesichts nach der Überlagerung vor dem weiblichen Gesicht befand, während blau den umgekehrten Zustand anzeigt. Die dritte Reihe zeigt die geschlechtsdimorphen Scans jeder Alterskategorie. (Lizenz CC BY 4.0)
Grafik: Entwicklung des Geschlechtsdimorphismus der Gesichtsform.
Die obere Reihe zeigt weibliche Durchschnittsgesichter, die untere Reihe männliche Durchschnittsgesichter aller Alterskategorien. Die zweite Reihe ist eine Überlagerung der durchschnittlichen Gesichtsform von Männern und Frauen aller Altersklassen. Die rote Farbe zeigt an, dass sich ein bestimmter Bereich des männlichen Gesichts nach der Überlagerung vor dem weiblichen Gesicht befand, während blau den umgekehrten Zustand anzeigt. Die dritte Reihe zeigt die geschlechtsdimorphen Scans jeder Alterskategorie. (Lizenz CC BY 4.0)
© Jana Velemínská et al / Scientific Reports

Dabei stellten die tschechischen Forscherinnen und Forscher fest, dass die Gesichter der Männer und Frauen mit zunehmendem Alter größer, rundlicher und flacher werden, das Weichgewebe erschlafft. Die Augenpartie verkleinert sich, Augensäcke werden hervorgehoben, die Nase wird etwas länger und die Lippen dünner. "Generell lässt sich feststellen, dass mit zunehmendem Alter die Gesichter beider Geschlechter bis zum 70. Lebensjahr größer und breiter werden", schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem Beitrag im Fachblatt "Scientific Reports".

Doch es gibt auch Unterschiede in Bezug auf den sichtbaren Alterungsprozess bei den beiden Geschlechtern. Den Forschenden zufolge zeigen sich die sichtbaren Alterungsprozesse des Gesichts bei Männern und Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen. Eine maßgebliche Rolle spiele hierbei das vielgefürchtete 30. Lebensjahr.

Bei Frauen ab 30 zeigt sich das Alter im Gesicht

So berichten die Forschenden der Karls-Universität in Prag, dass sich Frauengesichter im frühen Erwachsenenalter kaum veränderten, jedoch ab einem Alter von etwa 30 Jahren eine Verbreiterung einsetze. Das durchschnittliche Männergesicht "wachse" hingegen bis zum 30. Lebensjahr am stärksten. So dehne sich in dieser Zeit etwa der Unterkieferbereich aus, was Augenbrauenbögen und Nasenspitze betone.

Zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr zeige sich die Alterung bei beiden Geschlechtern nicht mehr nur in der Vergrößerung und Verbreitung des Gesichts, sondern auch in der Erschlaffung des Weichteilgewebes und der zunehmenden Sichtbarkeit von Hautfalten. Nach dem 60. Lebensjahr werde das Gesicht bei Männern wieder etwas kleiner, das von Frauen hingegen nicht.

Die allmähliche Verbreiterung der Gesichter sei bei Männern mit zunehmendem Alter zudem für den Verlust einer scharfen Kinnlinie verantwortlich. Den Forschenden zufolge hatten die meisten Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren ein markantes und hervorstehendes Kinn, das jedoch mit zunehmendem Alter abnahm. Die Kieferpartie eines Mannes verschwindet mit der Zeit langsam.

Mit zunehmendem Alter wird die Haut dünner und ist weniger elastisch, dadurch entstehen Falten. Das Fettgewebe verliert an Volumen, sammelt sich an bestimmten Stellen an und verschiebt sich nach unten. So kann es passieren, dass Gesichtszüge, die zuvor fest und markant waren, plötzlich erschlaffen und zuvor straffe Haut an Elastizität verliert und hängt. Währenddessen nehmen andere Teile des Gesichts zu, insbesondere die untere Gesichtshälfte, sodass viele Menschen dazu neigen, an Kinn und Hals mehr Fett anzusammeln.

Dies sind natürlich rein statistische Beobachtungen und Auffälligkeiten, jedes Gesicht ist einzigartig und die Entwicklung des Alterungsprozesses ebenso dynamisch. Bei Menschen mit einer starken Mimik werden sich schneller Lachfalten im Gesicht zeigen als bei anderen, die ihre Gefühlsregungen nicht so frei heraus mitteilen. Auch Faktoren wie Stress, Krankheiten, die Einnahme von Medikamenten oder starke Gewichtsschwankungen können die Elastizität der Haut beeinflussen. In diesem Kontext sind auch die Ergebnisse der Studie zu sehen, welche das Forschungsteam der Karls-Universität in Prag veröffentlicht hat.

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