Sprechstörung Das Stottern und ich: Über meinen Kampf mit den Worten

Mein Stottern und ich
Vivian Pasquet, GEO-Redakteurin: Ich habe nicht bei jedem D oder bei allen M ein Problem. Es kommt auch auf die nachfolgenden Buchstaben an, die Betonung des Wortes, die Satzstellung. Doch ich kenne meine Problemfälle. Als ich für die Aufnahme dieses Fotos nach und nach alle Tricks beim Sprechen wegließ, erschrak ich, wie lange ich dann brauchte, ein Wort ganz auszusprechen. Ich verlor die Kontrolle über mein Sprechen. Es fühlte sich nicht gut an, diesen Teil von mir gewähren zu lassen. Aber es war richtig, einmal genau hinzusehen
© Olaf Blecker
Etwa 800000 Menschen in Deutschland stottern, oft so schwer, dass ihr Alltag leidet – und manchmal ihre Lebensplanung. Seit sie fünf Jahre alt ist, kämpft auch Vivian Pasquet gegen den drohenden Bruch in ihrem Redefluss. Hier erzählt sie ihre Geschichte

Zwischen Tütensuppen und Trockenobst fasse ich Mut. Fast eine halbe Stunde bin ich durch einen Supermarkt in Hamburg gelaufen. An allen Regalen mehrfach entlang, selbst bei Küchenrollen und Klopapier habe ich nachgeschaut. Mit einer Frage im Kopf, die ich mich nicht zu stellen traute.

Wo finde ich die Datteln?

Schließlich spreche ich eine Verkäuferin an.

„Entschuldigung“, sage ich und atme tief ein.

„Wo finde ich die D-d-d“

Das Wort steckt fest, zwischen vorderem Gaumen und Zungenspitze. Ich beginne zu schwitzen.

Erschienen in GEO 05/2017

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