Da staunten die Bewohner der chinesischen Stadt Wuhan nicht schlecht, als sie mal wieder am Flussufer im Hankou Jiangtan Park spazieren gingen. Bis dato hatte dort eine Skulptur gestanden, ein über zwei Meter hoher Ring und zwei erwachsene Menschen, die ein Kind an der Hand spazierenführen. Das Kunstwerk des chinesischen Bildhauers Guo Xue stand seit 2017 an Ort und Stelle. Sein Name: „Eine bessere Zukunft“. Es sollte laut Medienberichten „die Schönheit und die Freude des Familienlebens“ zeigen.
Allerdings hat sich an der chinesischen Einstellung zur Schönheit des Familienlebens seit 2017 einiges geändert. Und so bemerkten Besucher Anfang 2024, dass die Skulpturenfamilie offensichtlich Nachwuchs bekommen hat. Mutter und Vater führen gleich zwei weitere Kinder an der Hand, also nun insgesamt drei.
Die neu gestaltete Skulptur ist Ausdruck eines radikalen Wandels in der chinesischen Familienpolitik. Nachdem die Regierung jahrzehntelang eine Ein-Kind-Familie propagiert und durchgesetzt hatte – zum Teil mit erzwungenen Abtreibungen und hohen Strafandrohungen -, sind die sinkenden Geburtenraten inzwischen zu einem Problem in China geworden.
Die Bevölkerung altert schnell. 2040 wird in China laut Prognosen fast ein Drittel der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein. Und Besserung ist nicht in Sicht. 2023 erreichte Chinas Geburtenrate ein Rekordtief, Ende des Jahres lebten in dem Land 1,41 Milliarden Menschen, etwa zwei Millionen weniger als im Vorjahr.
Bereits 2016 hatte die chinesische Führung die Ein-Kind-Politik beendet. Seit 2021 dürfen Paare ohne rechtliche Hürden drei Kinder bekommen. Das ließ die Geburtenzahl nur kurzfristig steigen. Inzwischen versucht die kommunistische Regierung, die Geburtenrate mit staatlicher Unterstützung nach oben zu treiben – und eben mit Veränderungen im öffentlichen Raum. Chinesische Medien berichten, auf die Titelbilder von Schulbüchern und auf Briefmarken seien Kinder hinzugefügt worden, im Internet preisen Rap-Videos die Vorteile kinderreicher Familien.
Guo Xue, der Bildhauer, der die Skulptur in Wuhan schuf, äußerte sich gegenüber einem chinesischen Medienunternehmen zur neuen Bearbeitung. Ende 2023 habe er auf Wunsch der örtlichen Behörden die beiden Kinder hinzugefügt. Als Grund für den neuen Aufrag wurde „Kulturelle Verbesserung“ genannt.