Link zu der Projektseite "Unseen Cuba" mit weiteren Infos, Videos und der Möglichkeit den Bildband zu kaufen
GEO.de: Wann sind Sie zum ersten Mal nach Kuba gereist und was hat Sie so fasziniert, dass Sie zurückgekehrt sind?
Marius Jovaisa: Vor rund zwölf Jahren habe ich die Luftbildfotografie für mich entdeckt, da ich so meine Leidenschaft für Adrenalin-Sportarten wie Skydiven oder Paragliden mit meiner Liebe zur Fotografie kombinieren konnte. Nachdem ich bereits meine Heimat Litauen und Belize aus der Luft fotografiert hatte, bin ich nach Kuba gereist. Dort kam ich relativ schnell zu dem Schluss, dass aufgrund des strengen politischen Regimes und technischer Herausforderungen noch nie jemand zuvor dieses beeindruckende Land aus der Luft fotografiert hatte. Und so setzte ich mir in den Kopf, die kubanische Regierung davon zu überzeugen, mir eine entsprechende Erlaubnis auszustellen. Zudem war ich davon überzeugt, dass ein Bildband mit Luftbildern von Kuba weltweit Interesse wecken würde. Das war der Beginn eines fünfjährigen Prozesses.
GEO.de: Wenn es fünf Jahre gedauert hat das Projekt "Unseen Cuba" umzusetzen, klingt das nach einigen Stolpersteinen …
Marius Jovaisa: Die Kubaner und die Verwaltung folgen einem Regelwerk, das in den 1960er Jahren entworfen wurde. Auch wenn es inzwischen über Google Earth möglich ist, jeden Quadratmeter von Kuba zu sehen, kontrolliert das Militär den Luftraum sehr strikt. Zu groß ist die Angst, dass geheime Staatsgebäude aus der Luft entdeckt werden könnten. Kuba ist ein sehr zentralisiertes Land. So gut wie alles wird auf oberster Ebene entschieden. Das benötigte eine Menge Geduld. Immer wieder flog ich nach Kuba, besuchte alle möglichen Ministerien, Institutionen und Kunstvereine, organisierte Seminare, Präsentationen und sogar eine Ausstellung meiner Litauen-Bilder in Havanna. Zudem habe ich Tausende meiner Bildbände gespendet, bis ich das Kulturministerium endlich von meinem Projekt überzeugen konnte. Doch die größte Herausforderung kam erst dann: Leihflugzeuge gibt es auf Kuba nicht. Ich musste mir also mein eigenes Fluggerät kaufen. Ich habe mir in Australien eine Airborne XT-912 besorgt, ein offenes Fluggerät mit zwei Sitzen. Per Schiff habe ich es nach Kuba transportieren lassen und vor Ort mit Mechanikern flugtauglich gemacht, um eine Lizenz zu bekommen.
GEO.de: Gab es Momente, in denen Sie aufgeben wollten?
Marius Jovaisa: Ja, die gab es öfters, insbesondere in den ersten zwei Jahren. Ich hatte noch nicht ein Bild gemacht, aber bereits viel Geld und Zeit in das Projekt investiert. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal, ob es überhaupt eine Chance gibt, dass meine Bemühungen am Ende auch Früchte tragen würden. Das war sehr frustrierend. Zudem hatte ich andere Aufträge zu bearbeiten und wurde in der Zwischenzeit Vater. Öfter habe ich gedacht: "Zur Hölle damit, ich finanziere und organisiere alles und benötige lediglich ein paar Unterschriften. Und trotzdem dauert es Jahre." Am Ende habe ich dann doch durchgehalten.
GEO.de: Was ist Ihr liebster Ort auf Kuba - und warum?
Marius Jovaisa: Ich habe nicht einen expliziten Lieblingsplatz, sondern mehrere Favoriten. Die wunderbare Sicht auf die Stadt Baracoa und das Umland hat sich mir beispielsweise eingebrannt, aber auch Trinidad und der Strand Playa Ancon im Süden. Die immergrüne Landschaft des Valle Vinales zählt ebenso zu meinen Favoriten wie die Inselgruppe Cayerias del Norte östlich von Varadero.
GEO.de: Wie empfinden Sie den politischen Umbruch in Kuba?
Marius Jovaisa: Dieser Prozess ist längst überfällig. Leider sieht es nur von außen so aus, als würde etwas vorrangehen, denn die Situation auf Kuba ist noch dieselbe wie vorher. Ich hoffe inständig, dass sich an dem kommunistischen System wirklich bald etwas ändert. Die Kubaner haben ein sehr viel besseres Leben verdient.
