Hörproben und alle Informationen zu den Konzerten in Geilo gibt es auf der festivaleigenen Webseite.
Der norwegische Jazz-Musiker Terje Isungset liebt den Sound von Eis. Seit 2006 organisiert er in dem Wintersportort Geilo das weltweit einzige Ice Music Festival. Damit aus meterlangen Eisblöcken Instrumente werden, reist Eis-Künstler Bill Covitz aus den USA an. Tagelang werden die Blöcke zersägt, gestimmt und verkabelt, um dann auf der Bühne zu glänzen. Wir haben mit den beiden über ihre Liebe zur Eismusik gesprochen und gefragt, warum es sich lohnt, nach Geilo zu kommen.
GEO.de: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Eis-Orchester ins Leben zu rufen?
Terje: 1999 habe ich ein Konzert-Konzept für ein Festival entworfen, in dessen Zentrum ein gefrorener Wasserfall in Lillehammer stand. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde ich von einem Eishotel in Schweden gebeten, für dessen Millenniums-Feier Instrumente zu entwickeln. Als ich im Februar 2000 das Konzert in Lillehammer sah, habe ich mich auf der Stelle in den Eis-Sound verliebt.
Wann haben Sie sich entschieden, das Ice Music Festival durchzuführen?
Terje: Nach dem Erlebnis in Lillehammer habe ich angefangen, mit der Klangschönheit von Eis zu experimentieren, Aufnahmen zu machen und Konzerte mit Eis-Instrumenten zu geben. In 2005 kam mir die Idee, dass man alle Künstler, die mit Eis und Schnee arbeiten, vereinen müsste. Ein Jahr später gab es das erste Ice Music Festival.
Bill, wie sind Sie auf das Ice Music Festival aufmerksam geworden?
Bill: Ich arbeite in Connecticut als Eiskünstler. Vor etwa neun Jahren bat mich ein amerikanischer Musiker, der in Geilo spielen wollte, mit ihm eine Marimba zu bauen. Wir entwickelten zusammen einen Dummy. Dadurch wurde mein Interesse an der Eismusik geweckt. Ich bin mit nach Norwegen geflogen, um ihm vor Ort seine Marimba zu bauen, und half auch anderen Musikern. Im nächsten Jahr fragte mich Terje, ob ich für das Ice Music Festival arbeiten möchte. Jetzt bin ich jedes Jahr dabei.
Was ist an der Arbeit in Geilo so besonders?
Bill: Zu Hause fertige ich größtenteils Eisfiguren für Hochzeiten, Firmenempfänge oder Bar Mitzvahs. Die Eismusik holt mich aus meinem Alltag und der Normalität heraus. In meinem Studio zu Hause arbeite ich mit künstlichem Eis; es ist perfekt, hat keine Risse oder Makel. In Geilo bauen wir mit dem, was die Natur uns zur Verfügung stellt. Das ganze Jahr über bin ich in Kontakt mit den Musikern, wir mailen Entwürfe und Ideen rund um den Globus. Es ist toll, diese Leute vor Ort zu treffen und unsere Pläne in die Tat umzusetzen: zu sehen, wie aus einem Eisblock ein Instrument wird und wie Musiker und Instrument eins werden.
Woher kommt das Eis für die Instrumente?
Bill: Das Eis stammt von Seen, die in der Nähe von Geilo liegen.
Terje: Jedes Jahr ist es total spannend, den Klang des Eises zu hören, denn es hört sich immer unterschiedlich an. Der Winter war bisher sehr mild, also wird das Eis nicht sehr dick sein. Das ist ein Risikofaktor für die Qualität, aber vielleicht überrascht es uns ja auch.
Was macht den Klang von Eis so einzigartig?
Terje: Es klingt einfach wunderschön und lässt sich mit keinem anderen Material vergleichen. Es ergeben sich viele Beiklänge und Zwischentöne, die ich mit anderen Instrumenten nicht zustande bringe. Überraschenderweise hat Eis eine recht warme Stimmfarbe.
Was ist Ihr Lieblingsinstrument?
Terje: Immer noch das Percussion-Set, mit dem ich mal angefangen habe, die Eismusik zu entdecken. Die Resonanz ist genial: Wenn die Eis-Qualität stimmt, kann ich Töne erzeugen, die bis zu 15 Sekunden klingen. Das ist so, als würde das Eis singen, einfach magisch.
Bill: Ich liebe die Hörner, weil ich bei ihnen besonders kreativ sein kann. Dieses Jahr versuche ich mich an einem doppelten Horn, das wird eine Überraschung für den Musiker! Er hatte das scherzweise angefragt, aber ich habe es sofort als Herausforderung betrachtet.
Wie lange dauert es ein Instrument herzustellen?
Bill: Inklusive Abstimmungsphase fast ein Jahr. Natürlich je nach Instrument unterschiedlich. Meine erste Eisgitarre hat über zwölf Stunden gedauert. Ständig ist ein Teil kaputt gegangen, die gespannten Saiten haben dem Druck nicht standgehalten und so weiter. Die Gitarre war bisher eins der schwierigsten Instrumente. Inzwischen mache ich die Gitarre in wenigen Stunden, und mein Wissen hat mir dann bei dem Bau einer Harfe geholfen.
Terje, spielen Sie inzwischen lieber auf Eisinstrumenten als auf einer normalen Gitarre?
Terje: Mir gefällt die Mischung. Ich bin gern in der Natur, deshalb hat die Eismusik für mich eine tiefere Bedeutung, nämlich eine ökologische: Ohne es explizit zu sagen oder zu zeigen, schätzen wir mit unserer Musik die Ressource Wasser wert. Wenn dann Klang, Wetter und Vollmond zusammenkommen, ist es einfach nur magisch. Aber es ist auch eine Menge Arbeit, die Vorbereitung beansprucht 99 Prozent des Festivals. Wenn ich mit meinen normalen Instrumenten arbeite, kann ich mich sofort der Musik widmen, ich muss mich nicht um Logistik oder Vorbereitungen kümmern. Deswegen schätze ich meine normalen Instrumente genauso wie ihre Eisgeschwister.
Informationen zum Ice Music Festival
Emile Holba ist seit sechs Jahren Teil des Ice Music Festivals. Mit seiner Kamera hält er das Festival fest.