Tag eins in Vancouver
10:00 Brunch mit Schuss im "The Score"
Fußgängerüberwege in Regenbogenfarben und freie Liebe - das "West End" ist Vancouvers buntes Lesben- und Schwulenviertel. Mittendrin befindet sich "The Score". Das Lokal ist Sport- und Brunch-Bar in einem und tischt am Wochenende deftige Frühstücksvarianten auf. "Steak und Eggs" gibt es hier bereits um kurz nach 10 - genau das Richtige nach einer durchtanzen Nacht. Vor allem aber ist "The Score" berühmt für seine Crazy Caesars - ein Cocktail aus Wodka, Clamato (eine Mischung aus Tomatensaft und Muschelbrühe) und Gewürzen. Am Wochenende gönnen die Kanadier sich ihren Caesar auch schon mal zum Frühstück, hartgesottene Touristen ziehen mit. "The Score" ist bis über die Stadtgrenzen allerdings nicht für den Drink an sich bekannt, sondern für das Fingerfood, mit dem die Gläser garniert werden: Onion Rings und Chicken Wings sind keine Seltenheit. (1262 Davie Street, www.scoreondavie.com).
11:30 Natur pur im Stanley Park
Üppig bewachsener Regenwald, mehr als 500 Tierarten und das alles direkt neben der Innenstadt. Ein Besuch des Stanley Parks – mit mehr als vier Quadratkilometern Fläche der größte Stadtpark Kanadas – ist ein Muss bei jedem Vancouver-Besuch. Wer möchte, leiht sich ein Fahrrad aus (z.B. bei Bayshore Bike Rentals, 745 Denman Street, www.bayshorebikerentals.ca) und begibt sich auf die Seawall, eine Ufermauer, die den gesamten Park umschließt. Routentipp: Auf Höhe des Aussichtspunkts Prospect Point ins Parkinnere abbiegen und dem Prospect Trail mit dem Fahrrad bis zum Raccoon Trail folgen. Zu Fuß geht’s von dort über den Thompson Trail noch weiter in den Park hinein. Waschbären-Sighting ist hier, auf den verschlungenen, insgesamt mehr als 27 km langen Wanderwegen, so gut wie garantiert. Übrigens: Inmitten der Riesenlebensbäume, Hemlocktannen und Douglasfichten im Stanley Park sind einige Szenen von "Twilight: New Moon" entstanden.
14:00
Strand genießen
Wem der Pazifik zum Baden zu kalt ist, findet am Second Beach, der an den Stanley Park angrenzt, einen riesigen beheizten Outdoor-Pool. Gleich nebenan, in der English Bay, gleiten Stand-Up-Paddler vor einer traumhaften Kulisse aus Wald und Bergen über das Wasser. Wer den Trendsport selbst ausprobieren will, kann für 19 Dollar pro Stunde Board und Paddel ausleihen (www.ecomarine.com).
15:30 Mit dem Aquabus auf die Insel
Vom Sunset Beach fahren die niedlichen Gefährte namens Aquabus Besucher über den False Creek nach Granville Island. Die Halbinsel, die einst als Mülldeponie diente, ist heute von Kunsthandwerk geprägt. Vielerorts lassen sich Schmiede oder Glasbläser bei der Arbeit zuschauen. Mein Tipp: Bei den kostenlosen Führungen der Tour Guys erfahren Teilnehmer alles Wichtige zur Geschichte von Granville Island. (Anmeldung auf www.tourguys.ca). Auf der Halbinsel befindet sich außerdem der überdachte Public Market. Von Fleisch und Fisch über Obst und Gemüse bis hin zu Gebäck finden Feinschmecker hier alles, was das Herz begehrt. Den besten Käse der Stadt gibt’s bei "Benton Brothers Fine Cheese". Ob Schafskäse aus dem Baskenland oder Brie aus Frankreich: Käseliebhaber dürfen kosten und werden ausgiebig beraten. Es lohnt sich, den Rückweg zu Fuß über die Granville Bridge anzutreten – auf der Brücke bietet sich Fußgängern ein sagenhafter Blick auf Downtown (www.granvilleisland.com).
18:00 Festival-Filme erleben im Vancity Theatre
Das Vancity Theatre ist der Hauptaustragungsort des jährlichen Vancouver International Film Festivals (VIFF). Das VIFF präsentiert nicht nur die größte Auswahl ostasiatischer Produktionen außerhalb Ostasiens, sondern auch mehr Dokumentarfilme als die meisten anderen Filmfestivals. Vom 25. September bis 10. Oktober werden fast 350 Beiträge aus mehr als 70 Ländern gezeigt. Tickets für das 33. VIFF sind ab sofort im Internet und ab 13. September auch vor Ort am Schalter erhältlich (1181 Seymour Street, www.viff.org).
20:00 Speisen wie die Stars
Wie man es vom fünftgrößten Filmfestival Nordamerikas erwartet, zieht das VIFF Jahr für Jahr Dutzende berühmte Filmemacher und Schauspieler an. Die Wahrscheinlichkeit, einem Promi zu begegnen, ist beim Nobel-Italiener "CinCin" besonders hoch. Pasta- und Risotto-Hauptspeisen bekommen Gäste schon ab 23,50 Dollar, Fisch- und Fleischgerichte sind mit ab 32 Dollar etwas teurer. Ein Glas von einem der preisgekrönten Weine ist für ab 10 Dollar zu haben. Naomi Watts, Ben Affleck und Justin Timberlake haben es sich hier schon schmecken lassen (1154 Robson Street, www.cincin.net).
23:00 Drinks in Retro-Ambiente
Die Bar "The Distillery" im schicken Stadtteil Yaletown besticht durch ihren Old-School-Charme: Im Hintergrund laufen Schwarz-Weiß-Filme, aus den Boxen erklingt Jazz. An der Decke hängt ein prunkvoller Kronleuchter, der mit der glatten Holzoberfläche des Tresens um die Wette glänzt. Sogar die Gläser sind hier Vintage. Die äußerst charmanten Bartender tragen, dazu passend, stilechte 50er-Jahre-Anzüge und Gel-Frisuren. Besonders empfehlenswert ist der säuerlich-frische "French 75". Noch ein Tipp: Sonntags kosten hier alle Pasta-Gerichte nur 10 Dollar (1131 Mainland Street, www.mjg.ca/yaletown-distillery).
Tag zwei in Vancouver
10:00 Frühstück auf dem "Drive"
Östlich von Downtown liegt das Szeneviertel Commercial Drive, von den Vancouverites einfach "The Drive" genannt. Beliebt ist die Gegend nicht zuletzt wegen ihrer Vielzahl an Indie-Bars und Cafés. Immer gut besucht, zurecht, ist das vegetarische "Café deux Soleils". Für kleines Geld bekommen hungrige Gäste einen großen Teller mit glutenfreiem Toast, Eiern und wunderbar knusprigen Röstis. Auch unbedingt probieren: den Blueberry Smoothie! (2096 Commercial Drive, www.cafedeuxsoleils.com)
11:00 Shopping im Vintage-Paradies
Der "Drive" lädt nicht nur zum Schlemmen, sondern auch zum Stöbern ein. Dabei kommen in den vielen, unabhängigen Lädchen vor allem Secondhand- und Retro-Fans auf ihre Kosten. Ob Rockabilly oder Hippie: Bei "Little Miss Vintage" z.B. (941 Commercial Drive, www.littlemissvintage.com) finden sie Kleidung und Accessoires aus den vergangenen Jahrzehnten bis zurück in die 30er Jahre. Drei Hausnummern weiter, bei "Attic Treasures" (944 Commercial Drive, www.attictreasuresvancouver.com), gibt es vom klobigen, orangefarbenen Lampenschirm über Wanduhren in Sonnenform bis hin zum Ohrensessel ausgefallene Einrichtungsgegenstände aus den 50er bis 80er Jahren. Für Filmfans findet sich etwas außerhalb von Vancouver, im Vorort Burnaby, ein Shopping-Juwel. Die etwa 30-minütige Fahrt lohnt sich: HollyNorth (3735 1st Ave, Burnaby, www.hollynorth.com) führt Regisseur-Stühle, Kamerazubehör, aufklebbare Brandwunden und literweise Kunstblut – alles, was Hobbyfilmer so brauchen.
14:00 Baguettes zum Lunch
Im niedlichsten Café der Stadt, dem "Finch’s Tea and Coffee House", steht kaum eine Handvoll Holztische, vor den Fenstern hängen alte Gardinen, das Angebot finden Gäste auf handbeschriebenen Tafeln. Der Kaffee ist fairtrade. Stammgäste kommen vor allem wegen der leckeren belegten Baguettes immer wieder. Mein Favorit: das Avocado-Baguette mit gerösteten Walnüssen und Edamer Käse (353 West Pender Street, www.finchteahouse.com).
15:00 Gastown entdecken
Gastown ist Vancouvers hübsche Altstadt mit alten Handelshäusern aus rotem Backstein und vornehm-schmalen viktorianischen Gebäuden. Heute beherbergen sie vor allem Restaurants, Kneipen und Boutiquen. Im Herzen von Gastown steht außerdem eines der Wahrzeichen der Stadt: Die Steamclock ist die erste dampfbetriebene Uhr. Und wer nächstes Jahr die Buchverfilmung "Shades of Grey" im Kino sieht, erkennt in der Fahrradunfall-Szene womöglich die mit Blumen und Laternen gesäumten Kopfsteinpflasterstraßen Gastowns wieder.
17:00 Zeit für Kunst!
Zufällig an einem Dienstag in Vancouver? Sehr gut! Denn jeden Dienstag von 17 bis 21 Uhr ist der Eintritt zur Vancouver Art Gallery frei, lediglich um eine Spende wird dann gebeten. Ein Besuch dort lohnt sich aber generell: Werke von Emily Carr, Kanadas bedeutendste Malerin, und Marc Chagall sind nur einige der 8000 Exponate aus der permanenten Sammlung (750 Hornby Street, www.vanartgallery.bc.ca).
19:00 Chinesisch-Französisches Dinner
Vancouver ist bekannt für seine kulinarische Vielfalt. Unzählige Restaurants für jeden Geldbeutel buhlen jeden Tag um Kunden – indische, mexikanische, italienische, griechische, vor allem aber asiatische. Ein Highlight ist das Bao Bei, nach eigener Beschreibung eine "Chinese Brasserie". Das Lokal in Chinatown erfreut sich bei Kritikern großer Beliebtheit. Die Preise sind dennoch moderat. Gäste genießen hier moderne Varianten chinesischer Gerichte mit französischem Einschlag in einem schmalen, stilvoll dekorierten Raum. Ich empfehle als Vorspeise die köstlich-würzige Marinated Eggplant (in Soyasoße, Ingwer und Knoblauch marinierte Aubergine) und als Hauptgang das sehr zarte Beef Tartare (163 Keefer Street, www.bao-bei.ca).
21:00 Drinks, die gesund machen
Gleich nebenan befindet sich eine der angesagtesten Cocktail-Bars der Stadt: Die Keefer Bar, ein langer, dunkel gehaltener Raum mit exotischer Atmosphäre, preist ihre außergewöhnlichen Cocktails als medizinisch wertvoll an. Alle Zutaten kommen frisch vom Markt und von Kräuterhändlern in Chinatown. Beliebt bei den Gästen ist der "Dragonfly" aus Gin, Reiswein, Zitrone, Ingwersirup und einer Tinktur aus Magnolienrinde (135 Keefer Street, www.thekeeferbar.com).
23:00 Livemusik und Party
Die Granville Street ist Vancouvers Partymeile, jedoch ziehen die Clubs und Bars hier ein recht junges Publikum unter 25 an. Eine Ausnahme ist das "Roxy" (932 Granville Street, www.roxyvan.com): Hier feiern täglich von Studenten bis zum Geschäftsmann Gäste jedes Alters zu Livemusik. Wer elektronische Klänge bevorzugt, wird sich im beliebten "Celebrities" (1022 Davie Street, www.celebritiesnightclub.com) im West End wohlfühlen. Die über 30-Jährigen zieht es zum Feiern eher in die Clubs in Yaletown, etwa in die "Bar None" (1222 Hamilton Street, www.donnellygroup.ca/locations/partner-venues/bar-none).