"Wie die Jungfrau zum Kinde", sagt Landschaftsfotograf Micha Pawlitzki, sei er zu seiner Vorliebe für U-Bahnhöfe gekommen. Als er eines Tages die Münchener Station Marienplatz durchfuhr, verliebte er sich spontan in die knallorangefarbenen Fliesen und die Architektur der unterirdischen Haltestelle. Kurze Zeit später fuhr Pawlitzki fast nur noch U-Bahn. Zwei Jahre lang durchkämmte er die Bundesrepublik nach unterirdisch verlaufenden U-Bahn-Linien und fuhr sie alle ab. Erschien ihm eine Haltestelle interessant, stieg er aus. Gefiel ihm, was er sah, kam er nachts wieder, um zu fotografieren. "Ich wollte mich auf das Wesentliche konzentrieren, und da hätte die alltägliche Hektik nur abgelenkt", nennt Pawlitzki als Grund für seine nächtlichen Foto-Streifzüge.
Von der alltäglichen Hektik befreien sich auch die Betrachter, denn sie sehen die Stationen, die sie vielleicht mehrmals täglich passieren, aus einem neuen Blickwinkel, erkennen die Ästhetik und das Design dahinter. Ob Berlin, Hamburg oder Essen – Haltestellen sind inzwischen mehr als eine Plattform des Wartens. Von Künstlern und Städteplanern inszeniert, überraschen sie mit futuristischen und symmetrischen Elementen sowie architektonischer Vielfalt. Pawlitzki zeigt in seinem Bildband "Unter Grund – U-Bahn-Stationen in Deutschland", wo es sich lohnt auszusteigen.