Garten im Herbst Wohin mit dem ganzen Laub? Tipps von Förster Peter Wohlleben

Laub darf nicht einfach in der freien Natur entsorgt, beim Nachbarn um die Ecke oder auf die Straße gekippt werden. Es muss zum Wertstoffhof gebracht werden
Laub darf nicht einfach in der freien Natur entsorgt, beim Nachbarn um die Ecke oder auf die Straße gekippt werden. Es muss zum Wertstoffhof gebracht werden
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Jeden Herbst fallen massenhaft Blätter zu Boden. Mit dem Laubfall schützen sich Bäume unter anderem vor Schnee. Und die bunten Blätter? Die lassen sich wunderbar im Garten nutzen

Jetzt rieselt es wieder, das Laub. Was im Wald niemanden stört, sorgt im heimischen Garten und städtischen Parks für hektisches Treiben. Bevor wir schauen, ob diese Hektik sinnvoll ist, lassen Sie uns einen Blick auf die Ursachen der großen Entblätterung werfen.

Der Laubfall hat viele Gründe. Einer der wichtigsten ist das Reduzieren von Oberfläche. Fällt schwerer, feuchter Schnee, dann können Äste mit Blättern leicht abbrechen. Das ist immer wieder zu beobachten, wenn ein verfrühter Schneefall Anfang Oktober die Bäume überrascht. Zudem beginnt nun die Sturmsaison mit heftigen Böen, die auf die Bäume treffen wie auf ein Schiff unter Segeln.

Tipps und Antworten: Herr Wohlleben, was sollten wir über den Herbstwald wissen?
© Piotr Krzeslak / Adobe Stock
Herr Wohlleben, was sollten wir über den Herbstwald wissen?
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Was liegt da näher, als diese Segel einfach einzuholen. Eine ausgewachsene Buche hat mehr als 1000 Quadratmeter Blattoberfläche, also eine riesige Windangriffsfläche. Die gilt es rechtzeitig loszuwerden, und nicht nur das. Wenn die Blätter ohnehin fallen müssen, pumpt der Baum gleich noch überflüssige Stoffe hinein, bevor er sie abtrennt. Diesen Vorgang könnte man auch als Toilettengang bezeichnen, der bei so langsamen Wesen wie Bäumen nur einmal im Jahr nötig ist.

Apropos Toilettengang: Wenn Bäume so etwas generell brauchen, wie verhält es sich dann bei den Nadelbäumen? Sie sind immergrün, ihnen bliebe somit das "Stille Örtchen" der Bäume verwehrt.

Zwischen einem und drei Jahren dauert es, bis ein einzelnes Blatt recycelt ist

Doch es sind nicht nur die Laubbäume, die nun ihre Blätter abwerfen. Auch Fichten, Kiefern und andere Koniferen entledigen sich jetzt zumindest eines Teils ihrer grünen Pracht. Es ist der älteste Nadeljahrgang, der nun gehen muss. Gesunde Kiefern haben die Nadeln von drei Jahren, Fichten die von sieben Jahren am Ast – hübsch hintereinander, so wie der Zweig gewachsen ist. Der älteste Jahrgang fällt nun im Herbst zusammen mit den Blättern der Laubbäume zu Boden (und so erledigen die Nadelbäume dabei ebenfalls ihren Toilettengang).

Normalerweise setzt jetzt am und im Boden das große Fressen ein. Pilze, Insekten, Regenwürmer, Bakterien und Milben, eine ganze Heerschar hungriger Organismen macht sich über das braune, federleichte Buffet her. Zwischen einem und drei Jahren dauert es, bis ein Blatt recycelt und zu feinstem Humus verarbeitet ist. Diese braune, feinkrümelige Masse speichert Wasser und Nährstoffe und lädt die Baumwurzeln ein, hier nach Nährstoffen zu suchen.

Pflanzen lieben Laub

Zurück zum hektischen Treiben. Ja, Blätter können im Garten stören. Unter ihnen vergilbt der Rasen, und wenn sie auf den Wegen verrotten, ergibt der Humus eine schmierige, rutschige Masse, die nicht nur die Ästhetik stört. Wege kann man fegen, den Rasen eher nicht. Einen Laubsauger sollten Sie trotzdem nicht verwenden, denn er gleicht einer Häckselmaschine für Kleinstlebewesen. Der gute alte Rechen leistet hier schonendere Dienste.

Doch wohin mit all den voluminösen Blattbergen? Ganz einfach – ab ins Beet damit! Frostempfindliche Pflanzen können mit Laub isoliert werden, und Stauden, die den Wald lieben, mögen auch eine kleine Laubpackung zu ihren Füßen. Am schönsten für die Bäume ist es natürlich, wenn das Laub unter ihnen liegen bleiben darf. Die vermehrte Humusbildung danken sie im nächsten Sommer mit einer höheren Hitzeresistenz, weil humoser Boden mehr Wasser speichert.

Erschienen in Wohllebens Welt Nr. 3 (2021)