So liebenswert wie das eigene Kind, so treu wie die Mutter, so friedfertig wie der beste Kumpel – das sind Eigenschaften, die viele Menschen mit ihren Hunden verbinden. Erforscht haben das Forschende der Eötvös Loránd Universität in Budapest. Hunde erfüllten verschiedene emotionale und soziale Bedürfnisse, sagt Studienautorin Borbála Turcsán. "Einige Menschen suchen Kameradschaft und Spaß, andere brauchen Vertrauen und Stabilität und wieder andere genießen es einfach, sich um jemanden kümmern zu können."
Das war nicht immer so. In der Vergangenheit hielten Menschen Hunde vor allem als Nutztiere, etwa zum Schafehüten und zur Jagd. Oder Dorfbewohner und Hunde lebten lose nebeneinander. Nur vereinzelt gab es Ausnamen: Vor 14.000 Jahren ließen sich ein Mann und eine Frau in der Nähe des heutigen Bonn gemeinsam mit ihrem Hund bestatten.
Heute leben die meisten Hunde in westlichen Gesellschaften als Haustiere. Mancher Besitzer bringt sein vierbeiniges Familienmitglied nicht nur zum Hundefriseur, sondern auch zum Hundepsychologen. Wenn er genug Geld hat, in einer speziellen Tragetasche von Prada für 3000 Euro. In jeder größeren Stadt arbeiten Hundebestatter, die den hinterbliebenen Menschen auch beim Trauern zur Seite stehen. Offensichtlich ist Canis Lupus Familiaris dem Menschen ans Herz gewachsen.
Um diese emotionale Verbindung besser zu verstehen, rekrutierten die Forschenden der Budapester Universität über soziale Medien mehr als 700 Hundebesitzer. Mithilfe von knapp 40 Fragen ermittelten die Wissenschaftlerinnen, welche Gefühle diese Menschen mit ihren Hunden und mit verschiedenen ihnen nahestehenden Personen verbinden.
Das Ergebnis: Die meisten Teilnehmenden der Studie empfinden ihre Hunde emotional als eine Mischung aus eigenem Kind und bestem Freund. So verbinden sie sowohl ihren Vierbeiner als auch ihren Nachwuchs stark mit Zufriedenheits- und Zuneigungsgefühlen. Das eigene Kind löst aber auch Konfliktassoziationen aus. Der Hund tut das nicht. In dieser Friedfertigkeit ähnelt er emotional dem besten Freund.
Die Forschenden erfragten außerdem die Gefühle der Teilnehmenden zu demjenigen Menschen in der Verwandtschaft, der ihnen am nächsten steht. Meist war das die Mutter. Auch mit ihr verbinden viele Hundebesitzer mehr Konfliktgefühle als mit ihrem Hund. Beide werden jedoch als treue Verbündete wahrgenommen.
Kontrollierte Liebe
Schließlich stellte das Forschungsteam auch Fragen wie: "Wer sagt dem oder der anderen öfter, was zu tun ist? Wer ist der Boss?" So fanden die Forschenden heraus, dass Hundebesitzer im Verhältnis zu ihrem Hund ein besonders starkes Gefühl der Kontrolle haben. Dadurch werde die Beziehung besonders berechenbar. In seiner Abhängigkeit erfülle der Hund bei vielen Menschen auch den Wunsch, sich um ein Wesen zu kümmern.
Die Studie zeigt außerdem, dass positive Gefühle zu Hunden wie zu Menschen bei den Befragten oft gemeinsam auftreten. Das widerspricht den ursprünglichen Annahmen der Forschenden. "Wir hatten erwartet, dass gerade Personen mit schwachen zwischenmenschlichen Beziehungen bei ihren Hunden Unterstützung suchen", sagt Co-Autorin Dorottya Ujfalussy.
Allerdings ist nicht klar, auf wie viele Hundebesitzer das wirklich zutrifft. Wie die Forschenden selbst einräumen, ist es möglich, dass vor allem solche Menschen an der Online-Studie teilgenommen haben, die insgesamt ein erfüllendes Sozial- und Beziehungsleben führen. Auch sonst erscheint die Studie nur begrenzt repräsentativ. So waren mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden Frauen. Außerdem war der Fragebogen nur auf Ungarisch erhältlich.