Was tun, wenn Menschen nicht darauf verzichten möchten, Zigarettenstummel an Ort und Stelle zu entsorgen? Man setzt dressierte Krähen ein, die den Müll einsammeln. Das plant zumindest die Verwaltung von Södertälje.
In der Stadt südwestlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm will man wild lebende Krähen dazu bringen, den Job der Stadtreinigung zu übernehmen. Völlig absurd ist das nicht. Krähenvögel gehören zu den Schlausten im Tierreich, Neukaledonienkrähen leisten mit selbst gefertigten Werkzeugen geradezu Unglaubliches.
Herzstück der Idee ist ein Automat, der für jeden eingeworfenen Zigarettenstummel und andere kleine Müllteile etwas Futter herausrückt. Wie das funktioniert, lernen auch ortsansässige Krähenvögel schnell, darunter Nebelkrähen und Dohlen. Da die Tiere das Verhalten ihrer Artgenossen beobachten und daraus lernen, könnte schon bald ein ansehnlicher gefiederter Stadtreinigungstrupp unterwegs sein.
Der Plan ist kein Gag, denn die Stadt hat ein echtes Kostenproblem. Für die Reinigung der öffentlichen Verkehrswege und Plätze berappt die Kommune jährlich umgerechnet 1,9 Millionen Euro. Und der häufigste Müll sind Zigarettenstummel.
Sicherheit der Vögel soll gewährleistet sein
Ein Prototyp des Automaten soll noch in diesem Frühjahr in der Stadt aufgestellt werden. Aus der Stadtverwaltung heißt es dazu, die Gesundheit der wilden Vögel stehe an erster Stelle. Schließlich stecken Zigarettenstummel und anderer weggeworfener Müll voller Giftstoffe.
Christian Günther-Hanssen, Gründer von "Corvid Cleaning", schätzt, dass sich mit der Dressur-Nummer drei Viertel der Kosten für das Stummel-Einsammeln einsparen ließen. Jeder mit dem Schnabel eingeworfene Stummel, so rechnet Günther-Hansen vor, könnte der Stadt eine Einsparung von zwei Cent bringen. Ob die originellen Futter-Automaten sich rentieren, das kommt also ganz auf die Menge der eingesammelten Zigarettenstummel an.
Tiere von Menschen hinterlassenen Müll einsammeln zu lassen, ist keine ganz neue Idee. Schon 2018 kamen im Freizeitpark "Puy du Fou" im Westen Frankreichs sechs dressierte Saatkrähen zum Einsatz. Das Prinzip war dasselbe: Für jedes Stück Abfall gab es eine Belohnung.
Parkdirektor Nicolas de Villiers sagte damals, es gehe nicht nur um Sauberkeit, sondern auch um Aufklärung für die Parkbesucher*innen: "Die Natur selbst kann uns beibringen, auf die Umwelt zu achten."
Möglicherweise ist die Wahrheit trashiger: Tiere leiden nicht nur unter unserem Müll – sie sollen ihn jetzt auch noch wegräumen.