Oliv-Bastardschildkröten sind die am häufigsten vorkommende Meeresschildkrötenart - mit schätzungsweise 800 000 ausgewachsenen Weibchen. Diese hohe Zahl nistfähiger Tiere ist die Voraussetzung für eine Fortpflanzungsstrategie, die zu den außergewöhnlichsten im Tierreich zählt: Bastardschildkröten produzieren innerhalb kurzer Zeit derart viel Nachwuchs, dass sich irgendwann auch der ärgste Feind an Eiern und jungem Fleisch satt gefressen hat: Krabben, Geier und Störche zu Lande, Fregattvögel und Raubfische zu Wasser. Zu den größten Vernichtern des Nachwuchses aber zählen die Schildkröten selber.
Während des Massennistens werden die zuerst angelegten Nester von nachrückenden Weibchen oft zerdrückt oder wieder freigegraben. An diesem Punkt setzt ein Projekt an, das versucht, Naturschutz und Interessen der heimischen Bevölkerung unter einen Hut zu bringen. Der Grundgedanke: Wenn die früh gelegten Eier ohnehin keine Chance haben, sich zu einer Schildkröte zu entwickeln, sollte deren Sammeln und Vermarkten den Menschen erlaubt sein.
Die Eier der Bastardschildkröte sind in Costa Rica ein beliebter Snack. Viele Bars bieten ihn an. Früher wurden die Nester am Strand von Ostional unkontrolliert geplündert. Dann, im Jahr 1983, wurde die Gegend zum Schutzgebiet erklärt. Seither dürfen die Schildkröteneier eingesammelt werden, allerdings nur von den Einheimischen. Und: Auch ihnen ist es nur während der ersten 36 Stunden einer Arribada erlaubt, die Nester auszuräumen.
Das Projekt gilt als Paradebeispiel für die nachhaltige Nutzung von Wildtierprodukten. Tatsächlich schützt die Bevölkerung nun - im eigenen Interesse - den Strand vor fremden Plünderern. Als fraglich gilt aber, ob auch die Selbstkontrolle funktioniert und sich das Sammeln der Eier auf die ersten 36 Stunden der Massenankunft der Schildkröten beschränkt. Fest steht, dass der Erfolg der besonderen Fortpflanzungsstrategie der Schildkröten vom Räuber-Beute-Verhältnis abhängt. Veränderte sich dieses zugunsten der Räuber, stünde der Bestand der Art auf dem Spiel.