Ungewöhnlicher Fund Urlauber entdecken Meeresschildkröte am Strand von Sylt

Meeeresschildkröte auf Sylt
Die kleine Meeresschildkröte wurde vermutlich aufgrund starker Strömungen in die Nordsee transportiert
© Lea Albert / dpa
Auf Sylt haben Urlauber eine junge Meeresschildkröte entdeckt. Es handelt sich dabei vermutlich eine Unechte Karettschildkröte, die nun von Fachleuten versorgt wird. Was über ihren Zustand bekannt ist und wie sie in die Nordsee gelangte

Am Strand von Kampen auf Sylt haben Urlauber eine lebende Meeresschildkröte entdeckt. Die Finder informierten daraufhin den Seehundjäger, der das Jungtier ins Sylter Aquarium brachte. Dort wird die Schildkröte nun aufgepäppelt. Vermutlich handelt es sich um eine Unechte Karettschildkröte, wie der Leiter des Aquariums Stefan Köster der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Schildkröte ist demnach etwa zwei bis drei Jahre alt und damit zu jung, um das Geschlecht zu bestimmen. Die Panzerlänge einer Unechten Karettschildkröte kann etwas mehr als einen Meter betragen. Zuvor hatte der "SHZ" berichtet.

Tierärztliche Untersuchungen stehen an

"Dem Tier geht es soweit gut", sagte Köster. Am Dienstag sei es erstmals gefüttert worden und es habe gierig Fischfilet gefressen. Am Freitag sollen die tierärztlichen Untersuchungen beginnen, sagte Köster. Dann werde die Schildkröte beispielsweise geröntgt und ein Blutbild erstellt. Vermutlich habe die Schildkröte eine Lungenentzündung wie Tiere, die in den vergangenen Jahren auf Sylt entdeckt wurden. Dies bemerke man daran, dass sie versuche zu tauchen und es nicht schaffe.

Die jungen Reptilien reagieren empfindlich auf die Wassertemperaturen der Nordsee, die im Winter oft unter zehn Grad fallen. Für Tiere, die an tropische und subtropische Gewässer angepasst sind, bedeutet das enormen Stress. Sie verlangsamen ihren Stoffwechsel und können sich nicht mehr richtig orientieren. Manche Tiere strandeten daher stark geschwächt oder krank.

Mehrere Meeresschildkröten in den letzten Jahren

In den vergangenen Wintern wurden bereits mehrfach Unechte Karettschildkröten auf Sylt angespült. Sie wurden ebenfalls ins Sylt Aquarium gebracht. "2023 haben wir eine Schildkröte aufgenommen. Im Winter 2024/25 haben wir zwei Tiere aufgenommen", sagte Köster. Die Schildkröten blieben aber nicht dauerhaft im Aquarium und seien auch nicht im Ausstellungsbereich zu sehen. So wurden die drei Tiere der vergangenen Jahre in Frankreich ausgewildert, wo die Temperaturen und Lebensbedingungen ihrer Art entsprechen. Auch die aktuell gefundene Schildkröte soll dort "wenn alles gut läuft" im Sommer wieder in die Freiheit entlassen werden.

Mit warmen Strömungen in die Nordsee

Dass Unechte Karettschildkröten überhaupt in die Nordsee gelangen, liegt an den Meeresströmungen. Die Jungtiere schlüpfen an warmen Stränden – vor allem an den Küsten Floridas, der Kapverden, Griechenlands oder der Türkei – und treiben danach oft monatelang auf offener See. Starke atlantische Strömungen wie der Golfstrom können sie weit nach Norden tragen. In Jahren mit besonders milden Temperaturen und bestimmten Windlagen landen vereinzelt Tiere sogar in britischen Gewässern oder an den Küsten Dänemarks, der Niederlande und Deutschlands.

Unechte Karettschildkröte ist weltweit gefährdet

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Meeresschutz ist die Unechte Karettschildkröte die häufigste Meeresschildkrötenart. Sie kommt demnach in allen großen Ozeanen und im Mittelmeer vor, gehört zu den ältesten Reptilienarten der Erde und kann über 60 Jahre alt werden. Ihren Namen verdankt sie dem massiven Kopf und den kräftigen Kiefern, mit denen sie harte Beutetiere wie Krebse, Muscheln oder Schnecken zerkleinert. Sie spielt im marinen Ökosystem eine wichtige Rolle, da sie beispielsweise Seegraswiesen durch ihre Nahrungssuche in Bewegung hält.

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Die Fischbestände in den Ozeanen schrumpfen und Schildkröten, Wale und Meeresvögel verenden massenhaft als Beifang in Fischernetzen. Dabei wäre es eigentlich ganz einfach, die See nachhaltig zu bewirtschaften, sagen Meeresbiologen. Angesichts der derzeitigen Situation stellt sich allerdings die Frage: Müssen wir Fisch von unserem Speiseplan streichen?

Die Gesamtpopuation der Unechten Karettschildkröten gilt weltweit als gefährdet. Während die Populationen im Mittelmeer und Nordpazifik stabil oder zunehmend sind, gehen die Bestände in anderen Regionen, etwa im Indischen Ozean, weiterhin zurück. Die Populationen im Nordpazifik und im Mittelmeer sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation als nicht gefährdet eingestuft. Hier nehmen die Bestände nach Angaben der Deutschen Stiftung Meeresschutz jeweils zu, während der Gesamtbestand der Art zurückgeht. Artenschützer betonen daher, dass jede einzelne gerettete Schildkröte einen Beitrag zum Erhalt der Art leistet.

sho / mit Material der dpa