Buchtipp Ein Kinderbuch, das Bürgermeister belehrt: Von der Freundschaft zwischen Taube und Pechvogel

Malte Zierden und Amia von Arenberg halten ihr neu veröffentlichtes Buch in der Hand
Von einer Taube, die zu Mut verhilft - Malte Zierden und Amia von Arenberg schreiben ihr erstes Kinderbuch
© Oetinger
Ein Kinderbuch, das auf Instagram seinen Anfang nahm, klettert noch vor Erscheinung an die Spitze von Bestsellerlisten. Es zeigt die besondere Freundschaft zwischen Malte und Oßkar – einem ängstlichen Pechvogel und einer Stadttaube. Das Thema ist aktueller denn je

Malte Zierden ist in den sozialen Medien als Tierschützer bekannt, der unter anderem dabei hilft, zurückgelassene Tiere aus der Ukraine zu retten. Wer dem Hamburger auf Instagram folgt, weiß auch um seine Freundschaft mit einer Stadttaube, deren Wohnzimmer sich auf dem Fenstersims von Maltes Badezimmer befindet. Das ist kein Scherz: Als die Taube sich 2022 erstmals in Zierdens Bad blicken ließ, ahnte sie wohl nicht, dass der empathische Tierschutzaktivist sie mit Vogelfutter und viel Geduld erneut anlocken und willkommen heißen würde. Später, als der auf den Namen Oßkar getaufte Vogel immer wiederkehrte, richtete Zierden ein Wohnzimmer auf dem Fenstersims ein - mit Parkettboden und Puppenhausmöbeln. Seither begeistert die außergewöhnliche Freundschaft knapp eine Million Follower.

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Aus einem Kinderbuch wird ein politisches Statement

Die Geschichte des Taubenfreunds fließt in autobiografischen Zügen in das Kinderbuch "Malte & Oßkar und das Glück, Pech zu haben" ein, das am 12. Juli 2024 im Oetinger Verlag erschienen ist und schon Tage zuvor durch tausende Vorbestellungen die Bestsellerliste stürmte. Beim Online-Versandhändler Amazon belegt es in der Kategorie "Bücher" aktuell Platz 1.

Gemeinsam mit Amia von Arenberg arbeitete Zierden insgesamt eineinhalb Jahre an dem Kinderbuch, wie er zwei Tage vor Veröffentlichung auf sozialen Medien berichtet. Die Künstlerin ist zu einem großen Teil für die Entstehung des Buches verantwortlich, denn bevor sie und Zierden in Kontakt kamen, hatte sie Skizzen von Malte und Oßkar auf Instagram gepostet - mit der Aussage, Malte Zierdens Leben sei "Kinderbuch-Material".

Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung hätte passender nicht sein können, war doch vor Kurzem die Diskussion um die Tötung der Limburger Tauben neu entfacht. Wie Malte Zierden in einem Video auf Instagram berichtet, habe er dem Bürgermeister Marius Hahn (SPD) ein Exemplar des Kinderbuches zukommen lassen – beigelegt habe er einen Brief, in dem es heißt: "Bitte lassen Sie es nicht dazu kommen, dass der nächste Teil 'Malte & Oßkar und der Bürgermeister von Schlimmburg' heißen wird". 

Empathisch sein und an Ängsten wachsen

Malte Zierden, der sich selbst als Pechvogel bezeichnet und ein überdurchschnittliches Maß an Empathie für Tiere zeigt, vermittelt dies auch in seinem Buch. Es geht laut Verlagsbeschreibung aber um mehr als reine Tierliebe: Die Geschichte von Malte und Oßkar soll zeigen "dass es völlig okay ist, Angst zu haben und wie wertvoll es ist, sie kennenzulernen und sich vielleicht sogar mit ihr anzufreunden." Sowohl Malte Zierden als auch Amia von Arenberg leiden laut eigenen Angaben unter sozialen Ängsten - ein Thema, das die Autor:innen mehr in den Fokus der Gesellschaft stellen wollen.

Im Buch geht es um einen jungen Protagonisten, dessen Leben von Angst bestimmt ist und der seine Wohnung noch nie verlassen hat. Sicher und geborgen fühlt er sich nur in seiner winzigen Badewanne, in die eines Tages durch das offene Fenster ein Taubenei plumpst. Daraus schlüpft Oßkar, mit dem der junge Malte eine innige Freundschaft aufbaut. Als es eines Tages an der Tür klingelt, wird der Protagonist vor lauter Angst so klein, wie er sich fühlt. Daraus entsteht etwas Gutes: Malte kann auf dem Rücken seines besten Freundes Oßkar die Welt entdecken, die ihm zuvor große Angst eingejagt hatte. Der Oetinger Verlag schreibt, das Buch vermittle Kindern altersgerecht, wie wichtig Empathie, Verständnis und Selbstwertgefühl für zwischenmenschliche Beziehungen sind.