Studie in den USA Abschreckung aus der Luft: Bären lassen sich mit Drohnen verjagen

Ein Grizzlybär liegt mit erhobenem Kopf auf grasbewachsenem Boden, reißt sein Maul auf und schaut direkt in die Kamera
Bedrohlich können Grizzlybären erscheinen – und es auch sein, selbst wenn Menschen eigentlich nicht ihrem Beuteschema entsprechen. Durch Artenschutz wachsen mancherorts in den USA die Bärenpopulationen und damit auch die Kontakte mit den Tieren. Doch ferngesteuerte Flugobjekte können Abhilfe schaffen 
© Christian Vorhofer/imageBROKER / Alamy Stock Photo
Drohnen erweisen sich als wirksame Methode, um Bären von bewohntem Gebiet fernzuhalten. Neue Erkenntnisse aus dem Westen der USA belegen die hohe Erfolgsquote

Drohnen sind ein wichtiges Abschreckungsmittel, um Menschen und Vieh vor Bären zu schützen – das ist das Ergebnis einer Studie, die in den westlichen USA durchgeführt wurde. Braunbären stehen in den US-Bundesstaaten seit den 1970er-Jahren unter Naturschutz. Seitdem habe sich ihre Population erheblich vergrößert und ihr Verbreitungsgebiet ausgedehnt, heißt es in der Fachzeitschrift "Frontiers in Conservation Science". 

Mit Blick auf den Artenschutz sei das ein Erfolg, führe aber auch zu vermehrten Zusammentreffen von Mensch und Bär. Besonders im Yellowstone- und im Glacier-Nationalpark im Nordwesten der USA hätten sich die Populationen so stark erholt, dass die Tiere aus den Bergen zurück in die von Menschen und Landwirtschaft geprägte Landschaft zögen.

Sorgen müssen ernst genommen werden

Braunbären können Vieh töten und Sachschäden verursachen. Menschen stünden zwar eigentlich nicht auf deren Speiseplan, weshalb Angriffe sehr selten seien – dennoch sei es riskant, wenn Bären nahe bewohnten Gebieten auftauchten. "Die Bedenken der Menschen in Bezug auf Grizzlybären müssen berücksichtigt werden, um die Art langfristig erfolgreich zu erhalten", schreibt der ehemalige Wildtiermanager Wesley Sarmento dazu.

Sarmento war 2017 als Reaktion auf Bedenken der Bevölkerung von den Behörden in Montana als Bärenmanager eingestellt worden. Die Grizzlybären (Ursus arctos horribilis) hier sind laut Studie Teil einer Population, die mehr als 1000 Tiere umfasst.

Knallpatronen, Hupen und Hunde

Anwohner kontaktierten Sarmento und sein Team, wenn ein Bär nahe ihrem Grundstück auftauchte – für den Wildtierbiologen die Gelegenheit, bis 2023 verschiedene nicht tödliche Methoden zu testen, um die Tiere zu verscheuchen.

Dafür schoss er Knallpatronen, Paint Balls oder Gummigeschosse ab, verfolgte die Bären mit seinem Truck, während er hupte, oder versuchte, sie mit Airedale Terriern zu vertreiben. 

Wesley Sarmento hockt in einer Fluss- und Felslandschaft neben seinen zwei Hunden
Bärenmanager Wesley Sarmento aus dem US-Bundesstaat Montana setzte auch seine beiden Airedale Terrier für die Bärenabschreckung ein. Doch den Tieren gelang es nur in gut der Hälfte der Fälle, Grizzlys zu verjagen – anders als den Drohnen, deren Effizienz bei über 90 Prozent lag
© Sarah Zielke/Montana Fish, Wildlife, and Parks

Auf diese Jagdhunde setzte Sarmento anfangs große Hoffnungen, musste aber feststellen, dass die Terrier nicht immer verlässlich waren. "Häufig konnten die beiden Hunde einen Bären, den ich auf einem Feld sehen konnte, nicht aufspüren, oder sie jagten das Tier, das sie zuerst entdeckten. Oftmals waren sie hinter verwilderten Katzen und Stachelschweinen her", so Sarmento.

Das Vertreiben der Bären mittels Lärm setzte hingegen voraus, nahe an die Tiere heranzukommen. Außerdem bergen Gummigeschosse bei unsachgemäßer Verwendung das Risiko, den Bären zu verletzten oder sogar zu töten. 

Surrende Bärenabwehr aus der Luft

Sarmento entschied sich daher dafür, Drohnen zu testen. Tatsächlich verscheuchte das Summen der sehr manövrierfähigen Fluggeräte die Bären am zuverlässigsten, gefolgt von der Verfolgung per Truck und dem Lärm der verschiedenen Munitionsarten.

"Ich konnte die Bären genau dorthin jagen, wo ich sie haben wollte – und das alles aus der Sicherheit und Bequemlichkeit meines Trucks heraus", erinnert sich Sarmento. Selbst nachts erlaubte die Wärmebildkamera, Bären aus der Ferne aufzuspüren und dann näher heranzufliegen, um sie von Städten, Häusern und Vieh zu vertreiben. Sarmento bilanziert: "Die Drohne war ein solcher Gewinn, dass ich mir die Arbeit ohne sie nicht mehr vorstellen konnte."

Insgesamt dokumentierte der Bärenmanager 163 Vertreibungen von Grizzlys, wobei die Drohne in 91 Prozent der Fälle erfolgreich war. Die Verfolgung mit einem hupenden Truck zeigte in 85 Prozent der Fälle Erfolg, das Abschießen von lauter Munition in 74 Prozent. Auf dem letzten Platz lagen die beiden Jagdhunde mit einer Erfolgsrate von 57 Prozent.

"Obwohl alle Hilfsmittel einen gewissen Erfolg dabei hatten, Bären von Menschen fernzuhalten, schnitt die Drohne deutlich besser ab als Hunde", fasst Sarmento zusammen. Mit der Drohne sei er nicht mehr durch Zäune, Kanäle und andere Hindernisse eingeschränkt gewesen.

Abneigung gegen den Menschen scheint erlernbar

Zudem habe die Zahl der Abschreckungen im Laufe eines jeden Kalenderjahres abgenommen, so Sarmento weiter – die Bären schienen demnach zu lernen, sich von Menschen fernzuhalten: "Die aversive Konditionierung verhinderte wahrscheinlich einige Konflikte, was bedeutete, dass die Bären seltener in Konflikte geraten würden."

Drohnen werden schon seit Langem benutzt, um zum Beispiel Vögel von landwirtschaftlichen Feldern oder Ähnlichem zu verscheuchen. Dennoch sind sie kein Allheilmittel. Sie können zum Beispiel nicht bei starkem Wind oder schlechtem Wetter fliegen.

Carla Benkö, dpa