
Wenn sie nicht gerade Eukalyptusblätter fressen, schlafen Koalas bis zu 20 Stunden am Tag oder räkeln sich in einer Astgabel. Reine Trägheit? Nein. Dieses Anschmiegen an ihren Baum ist eine bis dato unbekannte Strategie der Thermoregulation, fand nun ein Forscherteam um Natalie Briscoe von der Universität Melbourne heraus.
Bei 37 Koalas hatten die Zoologen das Verhalten studiert: Welche Sitz- oder Liegeposition nehmen sie im Baum ein? Und welche Höhe bevorzugen sie bei mildem oder heißem Wetter? Wärmebildkameras nahmen außerdem das Mikroklima in den Bäumen auf.
Pflanzliches Kühl-Pad
Das Ergebnis: An heißen Tagen, bei Lufttemperaturen über 30 °C, lassen sich die pelzigen Beuteltiere in Stammnähe auf den dicksten Ästen nieder – bäuchlings alle viere von sich gestreckt oder sitzend den Stamm umarmend. Bei milderen Temperaturen (unter 25 °C) frequentieren Koalas auch schmalere Äste und steigen höher hinauf. Denn bei 37 °C Lufttemperatur, zum Beispiel, wirkt ein Liegeplatz in einer dicken Astgabel nahe dem Stamm mit 29 °C fast wie ein Kühl-Pad. Bei dünneren Ästen ist der Effekt viel geringer.
Am kältesten sind die Akazien, die die Tiere bei Hitze häufiger aufsuchen, obwohl es dort kein Futter für sie gibt. Offenbar gelingt es den Tieren, über ihre „Baumkühlung“ fast 70 Prozent des Wärmeaustauschs zu bewerkstelligen, mit dem sie ihre Körpertemperatur konstant halten. Nur ein kleiner Anteil muss noch durch Verdunstungskühlung – mit Hecheln – erbracht werden.