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So sehen die Kreaturen der Zukunft aus

Welche Gestalt könnte das Leben auf der Erde in fünf, hundert und zweihundert Millionen Jahren annehmen? Diesen Fragen gingen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen nach - und erschufen noch nie gesehene Geschöpfe

Inhaltsverzeichnis

Visionen mit wissenschaftlicher Grundlage

Der Gärtnerwurm nimmt ein Sonnenbad. Millionen von Algen in seinen Anhängseln betreiben Photosynthese
Der Gärtnerwurm nimmt ein Sonnenbad. Millionen von Algen in seinen Anhängseln betreiben Photosynthese
© The Future is Wild Limited 2002/www.icestorm.de

Acht Tonnen schwere Riesenkalmare, Vögel mit vier Flügeln oder Fische, die wie Schmetterlinge durch die Wälder flattern - diese Zukunftsprognosen mögen unwahrscheinlich klingen, aber sie besitzen eine wissenschaftliche Grundlage: Jede Pflanze und jedes Tier, das die Forscher entworfen haben, basiert auf natürlichen biologischen Regeln und der Evolutionstheorie. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass ähnliche Wesen unseren Planeten in Millionen von Jahren besiedeln, sagt der ehemalige Professor der Zoologie R. McNeill Alexander von der Universität Leeds in Großbritannien.

Bekannte Entwicklungsmuster aus der Vergangenheit boten den Forschern weitere Anhaltspunkte für ihre Prognosen. Die Fähigkeit des Fliegens beispielsweise haben die Insekten, Pterosaurier, Vögel und Fledermäuse getrennt voneinander entwickelt. Warum sollten nicht auch die Fische im Laufe der Evolution unter bestimmten Bedingungen den Luftraum erobern? Angeregt wurde dieses Projekt durch das bekannte Buch "Geschöpfe der Zukunft" des Geologen und Paläontologen Dougal Dixon.

Eine Welt entsteht

Zunächst machten sich Geologen ein Bild von der zukünftigen geographischen Lage der Landmassen. Dabei orientierten sie sich an der Kontinentaldrift der vergangenen Jahrmillionen. Diese Angaben halfen wiederum den Klimaspezialisten bei der Voraussage des Klimas und der davon abhängigen Lebensräume. Über die Entwicklung der Tierwelt spekulierten Biologen. Dabei arbeiteten Experten für einzelne Tiergruppen eng mit den Ökologen zusammen, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Organismen beschäftigen.

Am Ende flossen die Recherchen aller Wissenschaftler in Computer-3D-Animationen zusammen. So entstanden über 40 konkrete Schöpfungen, wie sie Biologie und Evolution in Zukunft hervorbringen könnten.

Im Globalen Ozean sind Silberlinge mit Abstand die verbreiteste Tiergruppe. Sie sind die Nachkommen der Krustentiere
Im Globalen Ozean sind Silberlinge mit Abstand die verbreiteste Tiergruppe. Sie sind die Nachkommen der Krustentiere
© The Future is Wild Limited 2002/www.icestorm.de

Schritt 1: Die Erde in fünf Millionen Jahren

Söldnerseespinnen verteidigen das Phantom der Meere gegen eine Gruppe von Riffgleitern. Ihre scharfen Zangen zwingen die Angreifer zum Rückzug
Söldnerseespinnen verteidigen das Phantom der Meere gegen eine Gruppe von Riffgleitern. Ihre scharfen Zangen zwingen die Angreifer zum Rückzug
© The Future is Wild Limited 2002/www.icestorm.de

In fünf Millionen Jahren bedeckt Eis den Globus. Das Zeitalter der Menschen lag in einer kurzen Warmphase und endete mit einem Massensterben, das teilweise selbst verschuldet war, beispielsweise durch den hohen Energieverbrauch, Umweltverschmutzung und Massenvernichtungswaffen. Der größte Teil der nördlichen Hemisphäre ist nun von Gletschern bedeckt. Nur wenige Arten können unter diesen extremen Bedingungen überleben.

Die Lage der Landmassen hat sich verändert: Da die afrikanische Platte weiterhin gegen den europäischen Raum drängte, hat sich die enge Straße von Gibraltar geschlossen. Das Mittelmeer war von den Ozeanen der Welt isoliert und trocknete aus. Eine karge Landschaft mit salzigen Lagunen und riesigen Gebirgen, den ehemaligen Ferieninseln Mallorca, Kreta oder Zypern, ist entstanden.

Schritt 2: Die Erde in hundert Millionen Jahren

Die vulkanischen Aktivitäten nahmen in den letzten hundert Millionen Jahren kontinuierlich zu. Dadurch stieg der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre. Die Erde erwärmte sich, und die Eiszeit ging zu Ende. Ein großer Teil des Planeten ist nun von seichten und nährstoffreichen Meeren bedeckt. Hier entwickeln sich vielgestaltige und dynamische Ökosysteme, beschreibt der Paläoklimatologe Paul Valdes von der Reading Universität in Großbritannien.

Die Erde wird zu einem Treibhaus. In ausgedehnten küstennahen Sümpfen sprießt die Vegetation. Das ist ein Paradies für riesige Pflanzenfresser wie die Dinoschildkröte. Mit einer Höhe von sieben Metern ist es die größte Kreatur, die jemals auf der Erde gelebt hat.

Das Phantom der Meere kreuzt unter vollen "Segeln" auf der Wasseroberfläche über dem Riff
Das Phantom der Meere kreuzt unter vollen "Segeln" auf der Wasseroberfläche über dem Riff
© The Future is Wild Limited 2002/www.icestorm.de
Dinoschildkröten bewegen sich langsam und schwankend. Sie fressen jede Pflanze, die sie finden können
Dinoschildkröten bewegen sich langsam und schwankend. Sie fressen jede Pflanze, die sie finden können
© The Future is Wild Limited 2002/www.icestorm.de

Die Lage der Kontinente hat sich im Laufe der Millionen Jahre erneut gewandelt. Australien ist mit Asien kollidiert, wodurch eine riesige Bergkette emporgehoben wurde. In deren Hochebenen lebt der Blaue Windstürmer, ein Vogel mit vier Flügeln. Die zwei langen und schmalen Flügel dienen dem Gleitflug, während die zwei kurzen und breiten die Manövrierfähigkeit erhöhen. Durch massive Vulkanausbrüche steigt die Treibgasmenge in der Atmosphäre weiter an. Saurer Regen fällt und löscht das Leben auf der Erde fast vollständig aus, spekuliert Roy Livermore, Paläograph des "British Antarctic Survey" in Großbritannien.

Schritt 3: Die Erde in zweihundert Millionen Jahren

Im Laufe der nächsten hundert Millionen Jahre verschmelzen verschiedene Erdteile zu einem Superkontinent Pangaea II. Das hält der amerikanische Paläobotaniker Bruce Tiffney von der Universität Kalifornien für "verhältnismäßig sicher". Die Temperaturunterschiede auf dieser Landmasse könnten bis zu fünfzig Grad ausmachen, meint Livermore. Umgeben ist der Kontinent von einem riesigen Globalen Ozean.

Im Nordwesten des Superkontinents ist ein riesiger feuchter Regenwald entstanden. Dort schwirren die kleinen Waldflische wie Kolibris durch das Blätterwerk. Es sind jedoch keine Vögel, sondern Ahnen der Fische. Waldflische fliegen mit ihren ehemaligen Brustflossen und können mit den Kiementeilen sogar singen.

Kleine Waldflische hängen an den Ästen. Sie stammen von den Salzwasserfischen ab und fliegen mit den Brustflossen
Kleine Waldflische hängen an den Ästen. Sie stammen von den Salzwasserfischen ab und fliegen mit den Brustflossen
© The Future is Wild Limited 2002/www.icestorm.de
Ein Kolosskalmar mit etwa der Größe eines Elefanten bricht auf seinen kräftigen Beinen durch den Regenwald
Ein Kolosskalmar mit etwa der Größe eines Elefanten bricht auf seinen kräftigen Beinen durch den Regenwald
© The Future is Wild Limited 2002/www.icestorm.de

Der eindrucksvolle Kolosskalmar schreitet durch den Wald. Da die Landwirbeltiere verschwunden sind, haben die Kopffüßer die frei werdenden ökologischen Nischen besetzt. Das enorme Gewicht trägt das elefantengroße Tier mit einem Netzwerk aus Muskeln.

Die Prognosen des internationalen Forscherteams werden in einer dreiteiligen Serie am 8., 15. und 22. April im ZDF ausgestrahlt. Das Projekt soll möglichst viele Menschen dazu anregen, auf kreative und phantasievolle Weise über die Evolution nachzudenken, betont der Produzent John Adams.

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