Als Justin Brashares von der University of British Columbia untersuchte, welche Umstände das Aussterben von Arten in sechs Schutzgebieten Ghanas bestimmen, konnte er mehrere Vermutungen ausschließen. Wie groß Tiere sind, wie viele Nachkommen sie haben oder wie stark sie sich auf bestimmte Umweltbedingungen spezialisiert haben, spielte offenbar kaum eine Rolle.
Nur zwei Faktoren erwiesen sich als wichtig für den Fortbestand einer Art: Die Kontaktmöglichkeiten paarungsfähiger Tiere sollten möglichst groß sein - und die Bindung an einzelne Partner nicht zu stark.
Im Überlebenskampf sind zum Beispiel Afrikanische Büffel klar im Vorteil gegenüber den kleinen Schopfantilopen. Bei den großen Rindern schart ein kräftiges Männchen einen Harem um sich. Schießen Wilderer ein Weibchen aus einer solchen Herde heraus oder stirbt ein Tier aus anderen Gründen, fällt der Verlust kaum ins Gewicht. Erwischt es umgekehrt den Haremsbullen, steht meist ein Nebenbuhler bereit, der die Herde gern übernimmt.
Ganz anders die Situation bei den Schopfantilopen, die paarweise durch den Wald streifen. Kommt einer der Partner um, findet sich vermutlich so schnell kaum Ersatz, weil die Paare nicht sehr gesellig sind. Obendrein sucht der Überlebende häufig nach dem verschwundenen Partner - und läuft dabei den Jägern ebenfalls vor die Flinte.
Dass sich das Leben in der Einehe nicht immer lohnt, belegen auch Verhaltensstudien an Vögeln. Für die relativ treuen Austernfischer kann eine Trennung von Vorteil sein, so das Fazit einer internationalen Studie von Vogelkundlern. Von Zeit zu Zeit lassen die rotgeschnäbelten Küstenvögel ihren vertrauten Partner im Stich und versuchen ihr Glück woanders. Oft sind es die Weibchen, die dadurch mehr gewinnen, als sie verlieren: Ist der Bruterfolg mit dem Gatten nur mäßig und lässt der Nistplatz in den Dünen oder auf der Salzwiese zu wünschen übrig, schaut sich ein Weibchen schon mal anderweitig um. Bei Gelegenheit verlässt es das alte Nest und landet beim neuen Partner - oft in der besseren Brutgegend.

"Begehrt sind Nistplätze in Strandnähe, dicht am Watt", sagt Dik Heg, der acht Jahre lang die Austernfischer-Kolonie im Wattenmeer vor der niederländischen Nordseeinsel Schiermonnikoog studiert hat. Für die Weibchen der Randzone ist ein Partner besonders attraktiv, der ein Revier mit Seeblick hat. Zu so einem wechseln sie gern. Denn von dessen Nistplatz sind es wenige Flügelschläge zum nahrungsreichen Watt. Der neue Partner muss nur kurz nach Muscheln, Schnecken oder Würmern für die Küken stochern, das Weibchen bewacht derweil die mit Steinchen angereicherte flache Nestmulde. Vogelpaare in küstennahen Territorien ziehen bis zu 20 Prozent mehr Küken als die im Hinterland auf.