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Alarmstufe Kot Unerwünschte Nährstoffe: Hundekot wird in Naturschutzgebieten zum Problem

Hund kackt in einem ländlichen Gebiet am Wegesrand
In Naturschutzgebieten finden sich oft weit und breit keine Mülleimer, Hundehaufen werden daher öfters liegengelassen als in der Stadt
© barneyboogles - Adobe Stock
Raus aus der Stadt und rein ins Grüne: Viele Menschen und ihre Hunde zieht es für ausgedehnte Spaziergänge in nahe Naturschutzgebiete. Die Hinterlassenschaften der Vierbeiner werden in der freien Natur oft liegengelassen – mit gravierenden Folgen für das Ökosystem

Hunde zählen hierzulande zu den beliebtesten Haustieren und genießen eine hohe Sympathie. Mehr als elf Millionen Vierbeiner leben laut statista in Deutschland, insbesondere die Coronapandemie hat im vergangenen Jahr zu einem merklichen Anstieg der Haustiere in den deutschen Haushalten geführt.

Mit der Zunahme an Hunden, die zuhause munter proteinreiches Futter zu sich nehmen und es anschließend draußen wieder ausscheiden, mehren sich auch die Hundehaufen. Während in den Städten ein Großteil der Hundehalterinnen und Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner in kleinen Beuteln aufsammeln und in den nächsten Mülleimer werfen, zeigt sich in Naturschutzgebieten ein anderes Bild. Dort bleiben die Exkremente oft liegen und werden zum Problem für die Umwelt.

Wie ein belgisches Wissenschaftsteam im Fachmagazin "Ecological Solutions and Evidence" berichtet, trägt der Hundekot in hohem Maße zur Eutrophierung bei. Die Ausscheidungen der Hunde sind reich an Stickstoff und Phosphaten, Nährstoffe gelangen auf diese Weise in Gegenden, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben.

Elf Kilogramm Stickstoff und fünf Kilogramm Phosphate pro Hektar

Das Forschungsteam um den Ökologen Pieter De Frenne von der Universität Gent untersuchte für die Studie vier Naturschutzgebiete nahe Gent und dokumentierte über 18 Monate hinweg in 487 Überwachungseinheiten die Zahl der sich dort aufhaltenden Hunde: 1629.

Aus dieser Zahl errechneten die Forschenden, wie viele Hunde pro Hektar und Jahr in den Gebieten durchschnittlich vorkommen: 4,2 Tiere pro Hektar und Tag. Statistisch gesehen trenne sich jeder Vierbeiner während seines Besuchs im Naturschutzgebiet von 100 Gramm Kot und 180 Milliliter Urin, so De Frenne.

Diese errechneten Daten setzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann in Bezug zu bekannten Daten von Nährstoffgehalten in Hundekot und Hundeurin und modellierten daraus den Düngemitteleintrag. Und der ist nicht zu unterschätzen, wie die Forschenden berichten. Ihnen zufolge verursachten die Hunde in den vier belgischen Naturschutzgebieten nolens volens einen Nährstoffeintrag von 11,5 Kilogramm Stickstoff und 4,8 Kilogramm Phosphor pro Hektar in einem Jahr.

Zum Vergleich: In Europa werden über Landwirtschaft, Verkehr und Industrie zwischen fünf und 25 Kilogramm Stickstoff, die Werte schwanken je nach Region, pro Jahr und Hektar in der Natur abgesetzt. "Wir waren überrascht, wie stark Hunde zur Überdüngung beitragen können", schreibt De Fenne.

Durch Überdüngung werden wichtige Arten verdrängt

Für die Naturschutzgebiete bedeuten diese Mengen zusätzliche Probleme. Viele Böden in Europa sind vielerorts bereits stark von zu vielen Stickstoffverbindungen belastet und die Ökosysteme haben so gut wie keine Toleranzen mehr für weitere Stickstoffzufuhr, jeder Hundehaufen ist einer zu viel.

Ein Übermaß an Stickstoff verändert Ökosysteme und wirkt sich schädlich auf die dortige Artenvielfalt aus. Pflanzenarten wie beispielsweise Orchideen, die auf besonders karge Böden angewiesen sind, könnten daher verdrängt werden. Stickstoff-liebende Arten wie die Brennessel breiten sich hingegen aus.

Hundehaufen auch in freier Natur einsammeln

Die Lösung des Problems ist denkbar einfach: Hundehalterinnen und Hundehalter sollten die Hinterlassenschaften ihrer Tiere aufsammeln und mitnehmen. In Hundekot stecken im Verhältnis zum Urin deutlich mehr Nährstoffe: “Die Ausscheidungen von Stickstoff stammen jeweils zur Hälfte aus dem Kot und aus dem Urin der Hunde. Aber im Fall von Phosphor ist der Kot fast die alleinige Quelle, mit einem Anteil von 97 Prozent", erklärt der Biologe De Frenne.

Das belgische Forschungsteam empfiehlt aus diesem Grund den Naturschutzbehörden, Hundehalterinnen und Hundehalter besser über die bislang vernachlässigte Düngewirkung der Hunde-Hinterlassenschaften aufzuklären. Herrchen und Frauchen sollten nicht nur aus ästhetischen Gründen die Hundehaufen aufsammeln und wegwerfen, sondern auch der Umwelt zuliebe.

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