Eigentlich ist das Wasser im Kealia Pond National Wildlife Refuge blau, je nach Wetterlage auch gräulich oder braun – wie das Wasser eines normalen Teichs eben. Doch seit zwei Wochen leuchtet das Wasser in dem Feuchtgebiet im Westen der hawaiianischen Insel Mauii in einem künstlich wirkenden Kaugummi-Pink. Und lockt damit nicht nur faszinierte Besuchende an, sondern lässt auch die Parkverwaltung rätseln, woher die ungewöhnliche Färbung kommt.
Spaziergehende hatten das verfärbte Wasser laut "Guardian" erstmals Ende Oktober bemerkt und das Personal des Schutzreservats alarmiert. Dieses beobachtet nach Angaben des US Fish& Widlife Service seither das Spektakel, das sich in dem Teich abspielt. Die Reservatsleitung hatte zunächst befürchtet, dass eine Algenblüte das Wasser verfärbt haben könnte: Dann vermehren sich Algen meist infolge einer Überdüngung des Gewässers derart plötzlich, dass sich die Wasseroberfläche grün, blau, rot oder braun färbt. Für andere Lebewesen kann das tödlich sein – die Algen entziehen dem Wasser Sauerstoff und können zudem Giftstoffe produzieren. Labortests mit Wasserproben aus dem Kealia-Teich ergaben jedoch, dass in diesem Fall eine Algenblüte nicht die Ursache für das verfärbte Wasser ist.
Stattessen vermutlich für die Färbung verantwortlich: Halobakterien. Das sind winzige Einzeller, die in Gewässern mit hohem Salzgehalt wie dem Toten Meer gedeihen. Eine Umgebung, die für andere Organismen lebensfeindlich wäre, kann den Halobakterien nichts anhaben, im Gegenteil. Und weil der Salzgehalt im Auslassbereich des Kealia-Teiches derzeit bei 70 Teilen pro Tausend liegt – das entspricht 70 Gramm Salz pro Liter Wasser – und damit doppelt so hoch ist wie der Salzgehalt von Meerwasser, würden sich die Bakterien hier zumindest theoretisch pudelwohl fühlen. Eine DNA-Analyse im Labor soll nun zeigen, ob sich die Halobakterien tatsächlich in dem Teich vermehrt haben.
Dürre als Ursache vermutet
Dass der Salzgehalt in dem Teich überhaupt so hoch ist, hängt vermutlich mit der Dürre auf Maui zusammen. Normalerweise mündet der Waikapu-Fluss in den Kealia-Teich und bringt Süßwasser aus den West Maui Mountains, wodurch der Wasserspiegel im Teich steigt und der Salzgehalt verdünnt wird. Wegen der anhaltenden Trockenheit auf Hawaii, die im August zu verheerenden Bränden geführt hatte, ist das aber schon lange nicht mehr der Fall. Rätselhaft ist die Situation trotzdem. Denn auch in der Vergangenheit hatte es Dürreperioden mit hohem Salzgehalt gegeben – ohne dass sich je der Teich verfärbt hätte.
Das geschützte Feuchtgebiet bietet unter anderem dem gefährdeten Hawaiianischen Stelzenläufer und dem Hawaiianischen Blässhuhn Brut- und Rastplätze, im Winter kommen zahlreiche Zugvögel hinzu. Das rosafarbene Wasser scheint den Tieren bisher nicht zu schaden. Die zahlreichen Besucherinnen und Beuscher, die nun kommen, um das rosa Wasser zu bestaunen, werden von den Behörden jedoch gewarnt: Besuchende und deren Haustiere sollten einen sicheren Abstand zum Wasser einhalten und keine Fische aus dem Teich essen.