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Artenvielfalt Diese Krabbler profitieren von der fortschreitenden Verstädterung

Bei den Spinnen gedeihen in urbanen Lebensräumen besonders solche Arten, die kein Netz bauen, wie diese Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)
Bei den Spinnen gedeihen in urbanen Lebensräumen besonders solche Arten, die kein Netz bauen, wie diese Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia)
© Marcel / Adobe Stock
Auch Städte bieten Wildtieren einen Lebensraum. Bei den Insekten und Spinnen sind es allerdings nur wenige Arten, die sich zwischen Beton und Asphalt behaupten

Wildtiere haben es in der Stadt schwer: Viel Beton und Asphalt, wenig Grün, Luftverschmutzung durch Verkehr, Heizungen und Industrie. Tatsächlich gibt es aber Tierarten, die auch in städtischen Lebensräumen gut zurechtkommen. Neben aufsehenerregenden Beispielen wie Waschbären und Füchsen zählen dazu auch diskretere Wesen wie Spinnen und Insekten.

Eine neue Studie der Universität Innsbruck, erschienen im Magazin Frontiers in Ecology and Evolution, zeigt, dass besonders Krabbenspinnen, die keine Netze bauen, aber auch Fliegen, Borkenläuse, Blattläuse und Blatthüpfer von den Bedingungen in den Städten profitieren.

Das Team um die Stadtökologin Marion Chatelein nahm in der Heimatstadt ihrer Universität an insgesamt 180 Stellen drei verschiedene Lebensräume unter die Lupe: Baumkronen, Baumstämme und Büsche. Bei der Zählung der kleinen Krabbler wurde auch der Grad der Urbanisierung miterfasst, also etwa, wie weit der Fundort von der Innsbrucker Innenstadt entfernt und zu wie viel Prozent der Boden versiegelt ist.

Das Ergebnis: Bei den genannten Gliederfüßern, wissenschaftlich auch Arthropoden genannt, nahm die Zahl der Individuen mit zunehmenden Urbanisierungsgrad sogar zu. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass Büsche in Städten mehr Nährstoffe enthalten als in ländlichen Regionen, so die Studienautor*innen.

Keine gute Nachricht für die Artenvielfalt

Zwar gebe es in der Stadt mindestens genauso viele Gliederfüßer wie in umgebenden ländlichen Gegenden, wie Chatelain in einem Blogbeitrag sagt. Doch dem Erfolg einiger weniger Spezies steht das Schwinden einer Vielzahl anderer Arten gegenüber.

Mit Ausnahme der Krabbenspinnen haben die meisten anderen Spinnenarten – darunter alle, die Netze bauen – in der Stadt einen schweren Stand. Was regelmäßig massenhafte Vermehrungen von Blattläusen in der Stadt zur Folge hat. Auch Springschwänze finden in versiegelten urbanen Räumen offenbar kaum Nischen zum Leben.

Städtische Räume, so schlussfolgern die Forschenden, wirken wie ein Filter auf die Artenvielfalt. "Unsere Daten über die Verteilung von Gliederfüßern stützen diese Hypothese", schreiben die Forschenden in ihrer Studie. Offenbar benachteilige die Urbanisierung besonders flügellose Arten, die auf Bäumen leben. Vor allem dann, wenn Grünflächen mit Bäumen weit voneinander entfernt sind.

Und das hat Auswirkungen auf das gesamte ökologische Netz in der Stadt. Etwa auf Singvögel, die sich von Spinnen, Insekten und deren Larven ernähren. Wie sich die urbane Artenzusammensetzung bei den Gliederfüßern auf andere Wildtiere in der Stadt auswirkt, wollen die Forschenden nun in weiteren Studien untersuchen.  

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