Regenwaldzerstörung Studie belegt: Verringerte Artenvielfalt fördert die Ausbreitung von Viren

Regenwaldzerstörung: Studie belegt: Verringerte Artenvielfalt fördert die Ausbreitung von Viren
Mögliche Krankheitserreger können sich besonders dort ausbreiten, wo die Artenvielfalt schwindet. Etwa durch Rodungen und Siedlungsbau. Diesen besorgniserregenden Zusammenhang konnten Forschende nun in einer Studie belegen

Dass durch Abholzung und Bautätigkeiten die Artenvielfalt im Regenwald bedroht ist, ist lange bekannt. Aber es gibt auch Gewinner der Naturzerstörung: Viren nämlich. Deren Ausbreitung steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Rückgang der Artenvielfalt. Das konnten Forschende nun erstmals in einer Studie zeigen.

Für ihre Untersuchung wählten die Forschenden der Charité und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) unterschiedlich stark gestörte Naturflächen an der afrikanischen Elfenbeinküste aus; die Skala reichte von fast unberührtem Regenwald bis hin zu Flächen, die für Kakao- und Teeplantagen oder Siedlungen gerodet worden waren. In diesen Gebieten fingen sie Stechmücken, identifizierten sie und untersuchten sie auf Virusinfektionen. Denn von diesen Insekten ist bekannt, dass sie bestimmten Arten von Viren als Wirte dienen.

Im Anschluss analysierten sie, wie sich die Landnutzung auf das Artenspektrum bei den Stechmücken auswirkte – und auf die Anzahl und Häufigkeit bestimmter Viren. Das Ergebnis lässt aufhorchen: Denn die Anzahl der Virenarten nahm zwar mit der Anzahl der Wirtsarten ab. Dafür wurden einzelne Viren häufiger.

Bestimmte Viren kommen bei reduzierter Artenvielfalt häufiger vor

Insgesamt 49 Virenarten konnten die Forschenden in den untersuchten Gebieten identifizieren. Die meisten davon in relativ ungestörten Lebensräumen – wo es eine Vielzahl an verschiedenen Wirts-Spezies gibt. Fünf der Virenarten kamen auf gerodeten Flächen häufiger vor – und am häufigsten in Siedlungsgebieten. "Das bedeutet, dass die Abholzung des tropischen Regenwalds zu einer Abnahme der Vielfalt an Stechmückenarten führt und sich somit die Zusammensetzung an Wirtsarten verändert", erklären Sandra Junglen vom Institut für Virologie der Charité und Stephanie Kramer-Schadt vom Leibniz-IZW. "Einige widerstandsfähige Stechmückenarten haben sich auf den gerodeten Flächen stark vermehrt und mit ihnen ihre Viren."

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Damit ist den Forschenden nun zum ersten Mal der Nachweis gelungen, dass die Verbreitung von Viren nicht auf deren enge genetische Verwandtschaft zurückzuführen ist – sondern auf die Fähigkeit ihrer Wirte, mit veränderten Umweltbedingungen zurechtzukommen.

Die gefundenen Erreger sind zwar für Menschen ungefährlich. Die Autor*innen betonen aber, dass die Untersuchung ein Schlaglicht auf einen bislang wenig beachteten Zusammenhang wirft: "Unsere Studie macht deutlich, wie wichtig Artenvielfalt ist und dass die Abnahme der Artenvielfalt das Vorkommen bestimmter Viren fördert, indem sie die Verbreitung ihrer Wirte fördert", sagt Sandra Junglen.