GEO.de: Ingo, was ist die Idee deines Buches "GrasArt"?
Ingo Arndt: Die Idee ist vor allem, den Lebensraum Grasland zu zeigen. Dafür bin ich in die wichtigsten Grasländer der Erde gereist: Prärie, Steppe und Pampa. Mit Detailaufnahmen kann man zeigen, wie toll so ein Gras wirklich aussieht, wie vielfältig diese Pflanzen sind. Es gibt ja 15.000 verschiedene Arten. Das wissen die wenigsten – und dass sie im Detail auch noch so attraktiv aussehen, vor allem während der Blütezeit. Aber ich habe nie vorgehabt, ausschließlich Gräser zu fotografieren. Ich bin ja zu 95 Prozent oder mehr Tier-Fotograf. Darum gehörten für mich die Tiere, die in diesem Lebensraum leben, einfach dazu.
Mit welchen Problemen hattest du zu kämpfen?
Gasländer sind ja offene Landschaften – und dementsprechend windig. An vielen Tagen war es überhaupt nicht möglich, das kleine Lichtzelt für die „Studio“-Aufnahmen aufzustellen. Ich musste dann zum Beispiel in die nächste Stadt fahren, um die Gräser im Gewächshaus zu fotografieren. Die andere große Schwierigkeit war, die richtige Zeit zu erwischen, also eine Periode, in der genug interessante Gräser blühen. Das eine oder andere Gras habe ich sogar in unserem Garten nachgezüchtet, um es dann in aller Ruhe zu fotografieren.
Und bei den Tieren?
Ich wollte unbedingt eine Split-Aufnahme von einem Alligator machen, also eine Aufnahme, die halb unter, halb über Wasser fotografiert ist. Dafür hatte ich mir eine fünf Meter lange Teleskopstange besorgt, daran mein Unterwassergehäuse befestigt und trainiert – mit meiner Frau im Pool als Alligator. Am Ende dauerte es aber doch fast zwei Wochen, bis ich die gewünschten Bilder im Kasten hatte.
Was hat dich bei der Arbeit überrascht?
Ich hätte nicht gedacht, dass Gräser so farbig sind. Man denkt ja erst einmal, sie seien einfarbig grün. Aber sie haben oft einen Rotton. Und ich war ziemlich überrascht, dass von den Grasländern so wenig übrig ist. Die Grasländer der Great Plains in Nordamerika zum Beispiel haben nur noch vier Prozent ihrer ursprünglichen Ausdehnung. Und die sind oft auch noch eingezäunt und beweidet.
Wo war es am schönsten?
In der mongolischen Steppe. Da konntest du tagelang durch Grasland fahren, ohne, dass du auf irgendwelche Zeichen von Zivilisation gestoßen bist. Das hat es allerdings auch ein bisschen riskant gemacht, weil es auch kein Handynetz gibt. Wenn wir steckengeblieben wären, hätten wir ein großes Problem gehabt. Es passiert immer wieder, dass Leute in der Steppe verdursten.
Die Homepage von Ingo Arndt: www.ingoarndt.com
Mehr über das Buch "GrasArt": www.knesebeck-verlag.de