Für den Wochenendeinkauf raus zum Biobauern? Viele Verbraucher glauben, sie würden der Umwelt etwas Gutes tun, wenn sie regionales Obst und Gemüse kaufen, am besten in einem Hofladen vor den Toren der Stadt, statt beim Supermarkt um die Ecke. Tatsächlich aber kann diese Einkaufstour die Ökobilanz vieler Produkte radikal verschlechtern. Fährt der Kunde nämlich mit dem Auto zum Bauernhof, produziert er dabei soviel CO2, dass er im heimischen Discounter deutlich klimafreundlicher eingekauft hätte – selbst dann, wenn er dabei zu konventionell angebauten Früchten gegriffen hätte, die per LKW und Schiff aus Übersee angeliefert wurden.
Das Auto macht den Unterschied
Rund 280 Gramm CO2 fallen in Deutschland durchschnittlich pro Kilogramm eingekaufter Ware an. Damit beeinflusst die so genannte „letzte Meile“ die Ökobilanz eines Produkts überraschend stark – jener Weg also, den ein Kunde allein für den Einkauf auf sich nimmt. Welche Touren dabei besonders schlecht abschneiden, können Forscher immer exakter berechnen: Unproblematisch sind demnach Wege, die Verbraucher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Komplizierter wird es, wenn Konsumenten weite Wege einplanen und deshalb ihr Auto nutzen müssen.
So fanden Forscher der Uni Gießen heraus, dass Besucher von Biomärkten beim Einkaufen im Schnitt deutlich mehr CO2 ausstoßen als Kunden konventioneller Supermärkte. Grund dafür sind die längeren Strecken, die sie fahren müssen, um ein Geschäft mit Bioware zu erreichen. Außerdem kaufen diese Konsumenten pro Marktbesuch weniger ein, so dass sich der hohe CO2-Ausstoß kaum rentiert. In vielen ländlichen Regionen fällt es Verbrauchern deshalb besonders schwer, klimafreundlich einzukaufen: Durch die geringere Dichte an Geschäften dort ist ein Verzicht auf das Auto fast unmöglich. Nötig sei eine effizientere Logistik, so die Gießener Forscher, damit Bioprodukte „bis zur Haustür der Verbraucher“ gelangen.
Einkäufe sinnvoll bündeln
Hier setzen Abokisten für Bioobst und -gemüse an: Bauern liefern Waren damit direkt an ihre Kunden. Bei diesen Transportfahrten entsteht zwar auch CO2, doch die vielen Einzelfahrten der Verbraucher zum Ökohof entfallen – unterwegs ist nur ein Lieferwagen.
Wer dennoch lieber selbst fahren will oder muss, sollte die Strecken möglichst kurz halten und seine Einkaufstouren mit ohnehin notwendigen Fahrten koppeln – mit dem Weg zur Arbeit zum Beispiel. Außerdem sind große Vorratskäufe sinnvoll, zum Beispiel auch für Nachbarn und Freunde. So verteilt sich das ausgestoßene CO2 auf deutlich mehr Produkte – und der Einkauf mit dem Auto wird etwas klimafreundlicher.