Selbst wenn Seeleute davon im Brustton der Überzeugung singen: Wer nachzählt, hat große Schwierigkeiten, auf sieben Ozeane zu kommen. Diese Zahl erreicht allenfalls, wer Nord- und Südatlantik als zwei Weltmeere wertet und mit Nord- und Südpazifik, Arktischem, Antarktischem und Indischem Ozean zusammenzählt. Dies gilt auch als mehr oder weniger offizielle Version unter Geografen.
Zu der Zeit jedoch, als der Begriff von den sieben Meeren geprägt wurde, nämlich vor rund 4300 Jahren in einem sumerischen Hymnus, kannte man diese Ozeane noch gar nicht alle. Hatte man damals vielleicht noch kleinere Gewässer wie Mittelmeer, Schwarzes oder Kaspisches Meer zu den bekannten Weltmeeren hinzugezählt?
Sieben Meere standen häufig für bedeutungsvolle Wasserwege
Die Wahrheit ist noch viel verzwickter. Für die antiken Perser etwa waren die sieben Meere gar keine Ozeane, sondern die Ströme des Amudarja, eines der längsten Flüsse Zentralasiens. Die alten Römer wiederum benannten mit dem Ausdruck eine Lagunengruppe in der Nähe von Venedig. Phönizische Seeleute betrieben Handel auf Routen durch die sieben Meere, die alle Teil des heutigen Mittelmeers sind. Araber beschrieben mit demselben Ausdruck die Stationen ihrer Route in den Osten.
Eine Gemeinsamkeit besteht allenfalls darin, dass die Menschen mit sieben Meeren häufig ihre vertrauten und für den Handel bedeutungsvollen Wasserwege beschrieben. Und die Zahl Sieben beschreibt von alters her keine konkrete Menge, sondern eher eine Gesamtheit - also alle. Wie bei Siebensachen. Oder auch bei den sieben Tagen der Woche, den sieben Sinnen, Weltwundern und Todsünden.