Evolution Menschen sind von Natur aus Fleischesser - stimmt das wirklich?

Mann isst Burger
Im Durchschnitt essen Deutsche heute etwa viermal so viel Fleisch wie noch vor 200 Jahren. 
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Ist der Mensch Fleisch - oder Pflanzenfresser? Unsere Anatomie deutet auf letzteres hin

Lange Zeit galten tierische Nahrungsmittel als ein seit Urzeiten zentraler Bestandteil der Ernährungsweise des Homo sapiens. Inzwischen aber wissen Forscher, dass unser Essen seit je stark pflanzlich geprägt war. Darauf deuten viele anatomische und physiologische Merkmale hin.

Dazu gehört der Schluckmechanismus des Menschen: Tierische Fleischfresser können ihre Nahrung in großen Brocken hinunterschlingen, die Verdauung beginnt erst im Magen. Für Pflanzenfresser gilt dagegen: Sie müssen gut kauen, damit sie ihre Kost verwerten können. Der menschliche Speichel enthält ein Enzym, das den Abbau von Stärke schon beim Kauen ermöglicht.

Zudem bilden im Dickdarm bestimmte Muskelfasern Gärkammern, in denen unverdauliche Nahrungsbestandteile abgebaut werden – und die in der Regel bei Pflanzenfressern oder Allesfressern mit überwiegend pflanzlicher Nahrung vorkommen.

Und während der Körper klassischer Fleischfresser selber Vitamin C bilden kann, ist der Mensch darauf angewiesen, dieses Vitamin über die Nahrung aufzunehmen: Wahrscheinlich war der Wirkstoff in seiner Kost immer derart reichlich vorhanden, dass er auf die Eigensynthese verzichten konnte.

Das Volk der Hadza lebt in Tansania noch heute als Jäger und Sammler, so wie über Jahrzehntausende­ die gesamte Menschheit. Wie alle modernen Menschen gingen die Hadza aus der Vermischung vielfältiger Bevölkerungsgruppen hervor, die sich beginnend vor gut 300.000 Jahren über Afrika verstreut entwickelt hatten. Vermutlich schon vor rund 200.000 Jahren verließen erste Gruppen des Homo sapiens den Kontinent

Archäologie Der Siegeszug der Menschen: Wie Homo sapiens die Erde eroberte

Wie Homo sapiens von Afrika aus die Erde eroberte, diese Geschichte erzählen Forscher seit einigen Jahren neu: Unsere Vorfahren brachen viel früher auf als bisher gedacht, waren erstaunlich erfolgreich darin, sich an beinahe jede Umgebung anzupassen - und hatten sogar Sex mit Neandertalern

Fleisch-Konsum ließ Großhirn wachsen

Doch dann erweiterte der Frühmensch seine Ernährung um Fleisch – und das trug zu dem rasanten Wachstum des menschlichen Großhirns bei.

Heute aber kann eine stark auf Fleisch beruhende Ernährung ungesunde Folgen haben – denn unsere Lebensweise hat sich grundlegend verändert: In der Steinzeit stammte Fleisch von frei lebendem Wild, und Essen zu er­jagen war harte körperliche Arbeit.

Mit dem bewegungsarmen Durchschnittsleben von heute verträgt sich energiereiche Nahrung wie etwa Fleisch mit einem hohen Fettgehalt dagegen eher schlecht.