Die alten Ägypter kannten Hieroglyphen für Laute, die, wie auf dem ersten Bild gezeigt, aus einem Konsonanten bestanden oder aus zwei, drei, selten sogar vier Konsonanten zusammengesetzt waren. In der klassischen Schrift des Mittleren Reichs aus der Zeit um 1900 v. Chr. wurden 24 Einkonsonantenzeichen verwendet.

Ein Schriftzeichen entspricht einem Laut
Ähnlich wie bei unserem Alphabet entspricht dabei jeweils ein Symbol einem einzelnen Laut. Vokale wurden – wie in den meisten semitischen Sprachen bis heute üblich – nicht geschrieben. Daher setzen Ägyptologen wo nötig den Vokal „e“ als Aussprachehilfe zwischen den Konsonanten ein und lesen sogenannte schwache Konsonanten wie „j“ oder „w“ als „i“ oder „u“. Die Zeichenfolge aus Hocker „p“ und Brot „t“ sprechen sie beispielsweise „pet“ aus.

Manche Hieroglyphen bedeuten ganze Wörter
Neben dem Gebrauch als Lautzeichen konnten Hieroglyphen auch als Wort und Deutzeichen benutzt werden. Wortzeichen sind die Symbole dann, wenn sie genau das bezeichnen, was sie darstellen. Ein Beispiel: Das sandige Hügelland (ausgesprochen „chaset“) meint dann nichts anderes als „sandiges Hügelland“.

Als nicht mitzulesendes Deutzeichen würde das gleiche Symbol dagegen nur die Bedeutung der vorangestellten Zeichen definieren. So kann es etwa hinter einem Städtenamen angeben, dass es sich um einen Ort im Ausland handelt.

Die Schriftzeichen gelten als Gotteswörter
Einer ägyptischen Überlieferung nach ist der Gott Thot derjenige, der „das Schreiben erfand am Uranfang“. Die Gotteswörter, wie die Menschen am Nil ihre Schriftzeichen nannten, können von links wie von rechts gelesen werden. Die abgebildeten Tiere oder Menschen blicken dabei stets zum Satzanfang.
Die genauere Konstruktion des Hieroglyphischen mag der folgende, aus vier Wörtern bestehende Beispielsatz verdeutlichen. Der Satz beginnt – entsprechend der Blick richtung der Vögel – links:

Die ersten drei Symbole des ersten Wortes (1) sind Einkonsonantenzeichen (siehe erstes Foto). Sie stehen für „Wachtelküken“, „Bein“ und „Wasserlinie“ und werden von links nach rechts als die Lautzeichen „w“, „b“ und „n“ gelesen – ausgesprochen: „uben“. Die vierte Hieroglyphe in diesem Wort ist ein Deutzeichen und dient allein dazu, die nähere Bedeutung anzugeben. Hier zeigt es die strahlende Sonne und kennzeichnet den Begriff „uben“ damit als die Vokabel für „scheinen“. (Deutzeichen geben identischen Zeichenfolgen unterschiedliche Bedeutungen. So steht die Kombination aus einem liegenden Hasen über einer Wasserlinie mit zwei gehenden Beinen am Ende für das Wort „eilen“. Mit der Strahlensonne als Deutzeichen kann „Hase über Wasserlinie“ dagegen „Licht“ heißen.)
Das zweite Wort (2) in dem Beispielsatz besteht nur aus einem Symbol, der Sonnenscheibe. Als Wortzeichen benennt diese Hieroglyphe exakt das, was sie darstellt, die Sonne, und hat den Lautwert „ra“. Um Wort und Lautzeichen voneinander zu unterscheiden, wird dem Wortzeichen ein kleiner senkrechter Strich beigestellt.
Die Eule (3) wird wiederum als Lautzeichen gelesen; ihr Symbol steht für den Konsonanten „m“ und gibt hier die Präposition „am“ wieder. Das letzte Wort (4) beginnt in der oberen Hälfte des Zeichenquadrats mit den beiden Lautzeichen „p“ und „t“. Darunter steht das Deutzeichen zur näheren Bestimmung des Begriffes „pet“. Da es das Himmelsgewölbe darstellt, hat dieses Wort die Bedeutung „Himmel“.
Zusammengenommen ergeben sich also die Worte „SCHEINEN-SONNE-AM-HIMMEL“ oder der Satz: „Die Sonne scheint am Himmel“.