Müssen Journalisten in Desasterzonen zu Helfern werden? Ist es verwerflich, wenn sie "nur" berichten? Diese Frage ist im Zusammenhang mit dem Erdbeben in Haiti lauter geworden als bei früheren Katastrophen, und auch GEO-Leser stellen sie mitunter. Oder erkundigen sich, was wohl aus den Menschen geworden ist, die sie auf herzzerreißenden Bildern gesehen haben.
Die Fotografin Alice Smeets gibt eine persönliche Antwort auf beides. 2008 war ihr Bild eines Mädchens im Armenviertel von Port-au-Prince als "Unicef-Foto des Jahres" ausgezeichnet worden. Aber Smeets fotografierte nicht nur, sie sammelt seither Spenden für Haiti - und am 18. Januar reiste sie in das zerstörte Land, um das Mädchen von ihrem Bild, die mittlerweile zwölfjährige Landa, zu suchen. Sie fand sie lebend, sicher bei den Großeltern außerhalb der Stadt untergekommen und mit Lebensmitteln versorgt.
Aber auch Smeets glaubt, am besten mit Bildern helfen zu können. Mit solchen, die verhindern, dass die Lage der Menschen in Haiti, wie sie fürchtet, zu schnell wieder aus den Nachrichten geraten. Als eine Mutter sie bat, ihr Kind zu adoptieren, musste die junge Fotografin passen.
Unter Wölfen
Wie sorgfältig müssen Fotografen arbeiten, welche Informationen müssen sie ihren Auftraggebern mitteilen? Diese Fragen stellen sich angesichts des Fotos eines springenden Wolfes, das GEO abgedruckt und die BBC zum "Wildlife Photo des Jahres" 2009 gekürt hat.
Das Foto zeigt einen Iberischen Wolf, der über ein hölzernes Gatter springt. Der spanische Fotograf José Luis Rodríguez hatte erklärt, dass er während der Aufnahme nicht in der Nähe gewesen sei - eine infrarotgesteuerte Vorrichtung habe den Auslöser betätigt.
Recht bald nach der Preisverleihung kamen allerdings Zweifel an der Echtheit der Szene auf: Wolfforscher bestritten, dass ein Sprung über das Gatter dem natürlichen Verhalten eines Wolfes entspricht. Die Tiere würden eher versuchen, sich durch die Lücken im Zaun zu schleichen.
Der Hauptjuror des Wettbewerbs, Mark Carwardine, berichtet in einem Interview mit "Photoradar.com" zudem von einer Flut von E-Mails, in denen Fotografen behaupteten, das Tier zu kennen. Das Ergebnis der anschließenden, umfangreichen Untersuchung bestätigte die Vorwürfe. Der Wolf wurde als zahmes Tier, beheimatet im Canada Real, einem Tierpark bei Madrid, identifiziert.
Rodríguez wurde die Auszeichnung daraufhin aberkannt und ihm die Teilnahme an dem Wettbewerb für die Zukunft untersagt. Der Fotograf weist die Vorwürfe entschieden zurück und besteht auf seiner Version der Geschichte.