Die Kelten: Auf den Spuren eines rätselhaften Volkes

Sie plünderten London, eroberten Rom und gründeten die ersten Städte nördlich der Alpen: Mehr als ein halbes Jahrtausend beherrschten die Kelten Mitteleuropa – doch Spuren haben sie kaum hinterlassen. In seiner neuen Ausgabe rekonstruiert GEOEPOCHE, das Geschichtsheft der GEO-Gruppe, die Pracht einer rätselhaften Kultur

Über 60000 Bäume mussten die Männer fällen, um ihre Mauer zu errichten. Sie schufen ein Bauwerk von titanischen Dimensionen: sieben Kilometer lang, sechs Meter hoch und 13 Meter tief. Dieser gewaltige Ring aus Erde, Holz und Kalkstein, den sie um das Jahr 125 v. Chr. vollendeten, schützte eine keltische Siedlung im Donautal beim heutigen Manching. Als sanfte Erhebung kündet die Mauer noch immer von dem Ort, an dem die geheimnisvolle Kultur ihren Höhepunkt erreichte.

Kurz vor Sonnenuntergang werfen auch die meist nur einstöckigen Häuser von Manching lange Schatten. Die Bewohner treiben Vieh, das tagsüber auf Weiden vor den Toren gegrast hat, zurück in die Stadt
Kurz vor Sonnenuntergang werfen auch die meist nur einstöckigen Häuser von Manching lange Schatten. Die Bewohner treiben Vieh, das tagsüber auf Weiden vor den Toren gegrast hat, zurück in die Stadt
© Tim Wehrmann
Im Osten von Manching empfängt ein mächtiges Tor jeden Ankömmling. Im Falle eines Angriffs können hier Wachen von den Seiten einer kurzen Gasse anstürmende Krieger in die Zange nehmen
Im Osten von Manching empfängt ein mächtiges Tor jeden Ankömmling. Im Falle eines Angriffs können hier Wachen von den Seiten einer kurzen Gasse anstürmende Krieger in die Zange nehmen
© Tim Wehrmann

Doch wie genau die 10000 Bewohner der Metropole lebten, wo ihre Straßen verliefen, wie die Häuser aussahen, was sie aßen, womit sie Handel trieben – und weshalb die Siedlung schließlich unterging, all das blieb lange unbekannt. Erst als Archäologen zu graben begannen, Luftbilder studierten, den Boden mit Magnetometern vermaßen und so selbst jahrhundertealte Misthaufen lokalisierten, gab die keltische Großsiedlung einige ihrer Geheimnisse preis.

Nun hat GEOEPOCHE gemeinsam mit dem Zeichner Tim Wehrmann versucht, die Metropole von Manching in einer Illustration zu neuem Leben zu erwecken – so wie sie sich zum Zeitpunkt ihrer höchsten Blüte zeigte. Dabei gelang es, das Leben vor gut 2100 Jahren so präzise zu rekonstruieren, dass selbst Kelten-Experten begeistert waren.

Mehr als 150 Siedlungen wie Manching haben die Kelten in Europa gegründet, viele davon haben die Forscher freigelegt – noch häufiger aber sind die Wissenschaftler auf die reichen Gräber keltischer Herrscher gestoßen, in denen die Mächtigen einst inmitten ihrer größten Schätze beerdigt wurden. In einer weiteren Illustration zeichnet der Künstler Jochen Stuhrmann den letzten Weg einer rätselhaften Fürstin nach: von der Aufbahrung im größten Gebäude der keltischen Welt bis zu ihrem Grab am Ufer der Seine.

Im Alter von etwa 35 Jahren stirbt die Fürstin vom Mont Lassois (in der Nähe des heutigen Ortes Vix) und wird in einer Halle aufgebahrt, in der sie zu Lebzeiten Gesandte empfing. Ein Leinentuch verbirgt ihr Gesicht, eine Decke verhüllt ihren Körper. Klageweiber haben sich zu Ehren der toten Herrin versammelt
Im Alter von etwa 35 Jahren stirbt die Fürstin vom Mont Lassois (in der Nähe des heutigen Ortes Vix) und wird in einer Halle aufgebahrt, in der sie zu Lebzeiten Gesandte empfing. Ein Leinentuch verbirgt ihr Gesicht, eine Decke verhüllt ihren Körper. Klageweiber haben sich zu Ehren der toten Herrin versammelt
© Jochen Stuhrmann
Die Knechte haben den Wagen zerlegt, die Räder abmontiert und das gewaltige Bronzegefäß der Herrin in die Grube hinabgelassen
Die Knechte haben den Wagen zerlegt, die Räder abmontiert und das gewaltige Bronzegefäß der Herrin in die Grube hinabgelassen
© Jochen Stuhrmann

Doch nicht alles, was die älteste bekannte Völkergruppe nördlich der Alpen hervorbrachte, hat auch Spuren hinterlassen, die Archäologen deuten können: die Wahrheit jenseits ihrer Legenden um Könige und Priester, um Artur und Merlin, ist nur schwer auszumachen. GEOEPOCHE erzählt, wer die Druiden tatsächlich waren und ob die Mythen einen historischen Kern besitzen. Mythen, die den Untergang der keltischen Kultur um Jahrtausende überlebt haben – und bis heute nachwirken.

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GEOEPOCHE „Die Kelten“, 172 Seiten, 9 Euro; mit DVD 15,90 Euro
GEOEPOCHE „Die Kelten“, 172 Seiten, 9 Euro; mit DVD 15,90 Euro