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Zusmarshausen Ein Ende voll Schrecken: Die letzte Schlacht des Dreißigjährigen Krieges

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Nach 30 Jahren Krieg sind weite Teile des römisch-deutschen Reichs verheert, die Kontrahenten des Kämpfens müde und längst mit Friedensverhandlungen befasst. Da aber jede Partei versucht, sich vor deren Abschluss noch eine bessere Verhandlungsposition zu verschaffen, kommt es Mitte Mai 1648 in Süddeutschland noch einmal zu einem blutigen Zusammenstoß
Bauern überfallen mit Äxten einen Reiter. Die Landleute werden selbst bis aufs Blut drangsaliert, müssen die Armeen nicht nur ernähren, sondern auch Dienste beim Bau von Lagern und Verteidigungsanlagen leisten (Radierung von Hans Ulrich Franck, 1643)
Bauern überfallen mit Äxten einen Reiter. Die Landleute werden selbst bis aufs Blut drangsaliert, müssen die Armeen nicht nur ernähren, sondern auch Dienste beim Bau von Lagern und Verteidigungsanlagen leisten (Radierung von Hans Ulrich Franck, 1643)
© Dietmar Katz / SMB / bpk-images

Es ist der 17. Mai 1648. Seit 30 Jahren wütet der Krieg um die politische Macht und den rechten Glauben in den deutschen Landen, längst sind mehrere Großmächte daran beteiligt. Eine ganze Generation kennt kaum etwas anderes als Kampf, Leid, Hunger und Not. Nun eine Flucht nach kurzer Nacht. Der oberste Feldherr des römisch-deutschen Kaisers Ferdinand III. selbst hat sie für seine Truppen angeordnet. Eine Stunde vor Tagesanbruch sind auf den Befehl von Generalissimus Peter Melander, Graf zu Holzappel, die Zelte unweit des Dorfes Zusmarshausen im heutigen Bayerisch-Schwaben in aller Eile abgebrochen, die Lagerfeuer gelöscht worden.

Eine müde Armee und ihr zerlumpter Tross formieren sich in der Dunkelheit zum Rückzug. Träge, nur im Schritttempo geht es voran, über die schmale Landstraße Richtung Augsburg, mitten durch Sumpf und morastigen Wald. Reiter, Fußvolk und die schweren eisernen Geschütze, die Zugpferde über den matschigen Hohlweg zerren. Hunderte von Fuhrwerken und Ochsengespannen, Karren mit Zelten und Ausrüstung, Küchenkaleschen und Pulverwagen, Kanzleikutschen mit der Buchhaltung der Truppe. Frauen und barfüßige Kinder laufen nebenher, oft in nicht mehr als Fetzen gehüllt, die einmal Kleider waren. Gut 18 000 Soldaten und Zehntausende Begleiter dürften es sein, insgesamt vielleicht an die 100 000 Menschen.

GEO EPOCHE Nr. 124 (2023)

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