Lange verschollen Einsteins Geige wiederentdeckt und für fast eine Million Euro versteigert

Albert Einstein spielt Geige
Albert Einstein spielte Jahrzehntelang leidenschaftlich gern Violine. Seine Geigen nannte er "Lina"
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Als Albert Einstein 1932 vor den Nazis floh, ließ er seine Geige in Deutschland zurück. Jetzt ist das verloren geglaubte Instrument wieder aufgetaucht – in einem Auktionshaus

Ein Leben ohne Musik? Für Albert Einstein, den großen Physiker, unvorstellbar. "Die meiste Freude im Leben habe ich an Musik", erklärte er einmal. Und: "Ich lebe meine Tagträume in der Musik." Als Sechsjähriger begann Einstein mit dem Geigenunterricht. Sein Lieblingskomponist wurde Mozart, aber auch Bach fand er hinreißend. Im Laufe seines Lebens besaß er mehrere Geigen, sie alle nannte er "Lina", kurz für Violine.

Eines dieser Instrumente ist nun in Großbritannien aufgetaucht – und wurde im englischen South Cerney beim Auktionshaus "Dominic Winter" für eine stolze Summe versteigert: umgerechnet knapp eine Million Euro.

Einstein kaufte die Geige 1894 als Jugendlicher

Der Zufallsfund geht auf den Komponisten und Musik-Studiendirektor Dr. Paul Wingfield von der Universität Cambridge zurück. Er schrieb ein Musical über Einstein als Geiger und recherchierte dafür monatelang. "Ich trug alle Details zu Einsteins Aussagen und Schriften über Musik zusammen, sowie zu seinen Violinen und den Konzerten, bei denen er gespielt hatte", schreibt Wingfield auf dem offiziellen Cambridge-"Research Blog"

Im April 2025 wurde sein Stück "Einsteins Violine" in London uraufgeführt. Kurz darauf wandte sich ein Auktionator an Wingfield. Er war beauftragt worden, eine Geige zu versteigern, die angeblich Einstein gehört hatte. Aber stammte dieses Instrument tatsächlich von dem berühmten Wissenschaftler? 

Genau das sollte Wingfield herausfinden. Tatsächlich konnte der Komponist die Geschichte der Violine nachzeichnen. Demnach kaufte Einstein – da war er gerade 15 – das Instrument 1894 in München. Angefertigt wurde es von dem Geigenbauer Anton Zunterer. Als Einstein kurz darauf zum Studium nach Zürich zog, nahm er die Geige mit. "Er spielte darauf, während er seine Relativitätstheorie entwickelte", schreibt Wingfield. 

Geige liegt in Geigenkasten
Begehrtes Instrument: Einsteins Violine wurde im Oktober 2025 beim Auktionshaus "Dominic Winter" für 860.000 Pfund versteigert, umgerechnet etwa 990.000 Euro
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Erst 1920 kaufte Einstein in Berlin eine neue Geige. Wingfield: "1932, kurz bevor er aus Nazideutschland in die USA floh, schenkte er die Münchner Violine zusammen mit einem Fahrrad und zwei Büchern seinem Freund Max von Laue." Dieser wiederum händigte die Gegenstände Jahre später einer Freundin aus, deren Ururenkelin die Geige schließlich an das Auktionshaus gab. Wie auch andere Violinen Einsteins trägt dieses Exemplar die Inschrift "Lina".

Außergewöhnlich waren Einsteins Spielkünste nicht: Angeblich besaß er kein Taktgefühl. Freude an der Musik hatte er trotzdem – er musizierte bis ins hohe Alter hinein.

mop