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Kernkraft Darum planen die USA ein Atomkraftwerk auf dem Mond

Die Erde, vom Mond aus gesehen
Mondlandschaft mit aufgehender Erde: So sah die Crew der Apollo 11-Mission ihren Heimatplaneten
© NASA
Schon 2026 wollen die USA einen Kernreaktor auf dem Mond errichten. Solche kleinen AKWs sollen zukünftige Mond- oder Mars-Missionen mit Energie versorgen

Während Deutschland aus der Atomkraft aussteigt, erlebt sie in vielen Ländern der Erde einen Boom. Die USA haben nun Pläne bekräftigt, die Technologie sogar auf dem Mond einzusetzen. Mini-Atomkraftwerke sollen zukünftige Mond- und Mars-Missionen zuverlässig mit ausreichender Energie versorgen.

Eine Ausschreibung der NASA und des US-Energieministeriums für das Mond-Projekt läuft derzeit, 22 Unternehmen sollen sich beworben haben. Zu Jahresbeginn 2021 soll es eine weitere Ausschreibung zur Reaktortechnik geben. Der Zeitplan ist sportlich: Schon im Jahr 2026 soll der erste Versuchsreaktor auf dem Erdtrabanten in Betrieb genommen werden.

Atomkraft bei Missionen im Sonnensystem "unverzichtbar"

Atomkraft ist nach Ansicht von Experten bei Missionen im Sonnensystem unverzichtbar: Zwar liefern Solarpanels katastrophensichere Elektrizität. Doch auf dem Mars könnten Staubstürme, die die Sonne verfinstern, wochen- oder sogar monatelang anhalten. Auf dem Mond stellen die 14 Tage andauernden Nächte ein Problem für die Energieversorgung dar. An den Polen des Erdbegleiters variiert die Sonneneinstrahlung stark – und in den teils riesigen Kratern fehlt sie ganz.

„Kleine Kernreaktoren bieten eine leichtgewichtige, verlässliche und effiziente Lösung“, sagte Anthony Calomino, der bei der US-Weltraumbehörde NASA für Kerntechnik zuständig ist, laut einem Bericht des Fernsehsenders CNBC.

Die an dem Projekt beteiligten Unternehmen und Konsortien sollen nun bis zum Jahr 2026 einen Raumtransporter, eine Landekapsel und einen Reaktor samt Generator startfertig haben. Beides zusammen soll nach den Projektplänen mit allem Zubehör nicht schwerer sein als 3,5 Tonnen und eine Leistung von zehn Kilowatt liefern. Das entspricht ungefähr dem Strombedarf von fünf bis acht großen Haushalten.

„Sicherheit hat immer Priorität“

Laut Calomino soll die komplette Anlage auf der Erde montiert und Funktions- und Sicherheitstest unterworfen werden. Der Testbetrieb auf dem Mond soll ein Jahr dauern, für spätere Missionen sind Laufzeiten von zehn Jahren geplant. Ein Auswechseln des Brennstoffs ist in dieser Zeit nicht notwendig.

Sicherheitsbedenken versucht Anthony Calomino zu zerstreuen: Sicherheit habe bei der NASA schon immer Priorität gehabt. Der nukleare Brennstoff werde erst bei der Inbetriebnahme auf dem Mond aktiviert, und das Projekt werde zuvor noch von der Umweltbehörde genehmigt. Es gebe sogar einen Plan, nach Ablauf der zehn Jahre die Anlage sicher außer Betrieb zu nehmen.

Die Strahlungsintensität werde dann schrittweise abnehmen, bis die Anlage von Menschen sicher demontiert werden könne. „Die gebrauchten Systeme könnten dann zu einer entlegenen Lagerstätte befördert werden, wo sie kein Risiko für die Crew oder die Umwelt darstellen”, so Calomino.

Problematischer Brennstoff: angereichertes Uran

Der Atomtechnik-Experte Edwin Lyman von der Union of Concerned Scientists hat noch andere Bedenken. Laut der Presseagentur AP sagte er, bei den angestrebten Reaktoren handele es sich wahrscheinlich um Anlagen, die mit hoch angereichertem Uran arbeiten – das in Waffen verwendet werden kann. Aus genau diesem Grund gebe es internationale Bemühungen, die Menge des produzierten angereicherten Urans zu verringern.

Apollo 12
Im November 1969 montiert der Astronaut Alan L. Bean den Brennstoffbehälter im Mini-Reaktor (rechts neben ihm)
© Charles Conrad Jr. / NASA

Übrigens ist Atomtechnik auf dem Mond nicht neu: Im Jahr 1969 brachte die Crew der Apollo 12-Mission jede Menge Technik auf die Oberfläche des Erdtrabanten – darunter einen mit Plutonium betriebenen Mini-Reaktor. Der versorgte Messinstrumente mit stabiler Energie.

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