Darmgesundheit Wer auf der Toilette scrollt, handelt sich Hämorrhoiden ein

Person sitzt mit einem Smartphone in der Hand auf der Toilette
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland lässt sich auch auf dem Klo vom Smartphone berieseln
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Auch wenn es verlockend erscheint: Chatten auf der Toilette schadet der Darmgesundheit

Auf der Toilette noch mal schnell die Nachrichten auf dem Handy checken? Laut einer Yougov-Umfrage im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa lässt sich die Mehrheit der Menschen in Deutschland auch auf dem Klo vom Smartphone berieseln. Bei den 25- bis 34-Jährigen nutzen demnach sogar mehr als 80 Prozent das Handy, wenn sie auf Toilette sitzen. Im Mittel sind es 54 Prozent der Erwachsenen, Männer mit 58 Prozent häufiger als Frauen (49 Prozent).

Dass das Scrollen auf der Toilette allerdings keine gute Idee ist, zeigt nun eine neue Studie vom US-Forschenden. Das Team um die Gastroenterologin Trisha Pasricha vom Beth Israel Deaconess Medical Center, Boston, USA, wollte wissen, welchen Einfluss die Nutzung des Smartphones beim Gang auf die Toilette auf die Bildung von Hämorrhoiden hat. Gemeint ist damit blutgefülltes Gewebe an der Innenseite des Anus, das bei gesunden Menschen für einen sicheren Verschluss des Darmausgangs sorgt. Vergrößert, können diese Blutpolster allerdings Schmerzen beim Stuhlgang verursachen – und im schlimmsten Fall eine OP erfordern. 

Für die Studie befragte das Forschungsteam 125 Probandinnen und Probanden im Rahmen einer Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung nach ihren Gewohnheiten beim Toilettengang. Und setzte die Ergebnisse in Beziehung zu einer endoskopischen Untersuchung des Enddarms. Nach der Bereinigung um individuelle Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, fortgeschrittenes Alter und geringe Ballaststoff-Aufnahme zeigte sich: Diejenigen, die ihr Handy auf das Örtchen mitnehmen, brauchen deutlich länger für einen Toilettengang als Nicht-Nutzende. Und sie haben ein 46 Prozent höheres Risiko für Hämorrhoiden.

Hände weg von Büchern und Zeitungen auf der Toilette

Die Autoren und Autorinnen weisen darauf hin, dass der Einfluss der Handynutzung auf die Darmgesundheit noch kaum erforscht sei. Dass es zwischen langen "Sitzungen" und Hämorrhoiden einen Zusammenhang gibt, ist gleichwohl lange bekannt.

Der Grund: Solange der Beckenboden nicht gestützt wird, erhöht sich der Druck auf das Gewebe und die Blutgefäße im Anus – und das Risiko für Hämorrhoiden steigt. Gastroenterologen empfahlen darum auch bisher schon, für einen Toilettengang nicht mehr als wenige Minuten zu verwenden. Und auf ablenkende Lektüre zu verzichten. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge 70 Prozent aller Menschen im Lauf ihres Lebens unter Hämorrhoiden, die meisten von ihnen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren.

Trisha Pasricha, Erstautorin der Studie, erklärt in einer Pressemitteilung: "Wir fangen erst an, die vielfältigen Auswirkungen von Smartphones und moderner Lebensweise auf unsere Gesundheit zu erforschen." Es sei möglich, dass die Art und Weise, wie und wo wir Mobiltelefone nutzen – beispielsweise auf der Toilette – unbeabsichtigte Folgen haben könne.

"Es ist unglaublich leicht, beim Scrollen auf dem Smartphone die Zeit aus den Augen zu verlieren – beliebte Apps sind ja genau darauf ausgelegt", sagt Pasricha. Und gibt eine "sichere Empfehlung": das Smartphone nicht ins Badezimmer mitnehmen, wenn man muss. Und sich stattdessen auf das Wesentliche konzentrieren.