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Einfühlungsvermögen Lässt sich Empathie beeinflussen? Was die Forschung über unser Mitgefühl weiß

  • von Daniela Lukaßen-Held und Sebastian Witte
Damit das Gute im Menschen gedeihen kann, kommt es vor allem auf eine geistige Fähigkeit an: Empathie. Kinder müssen erst lernen, was es bedeutet, sich in ein Gegenüber einzufühlen. Und auch bei Erwachsenen, so zeigt neuere Forschung, scheint die Gabe veränderlicher zu sein als lange gedacht
Um die Gefühle und Absichten eines Gegenübers zu entschlüsseln, konzentrieren wir uns vornehmlich auf seine Worte – und auf das Gesicht. Selbst feinste Regungen können wir spontan entschlüsseln
Um die Gefühle und Absichten eines Gegenübers zu entschlüsseln, konzentrieren wir uns vornehmlich auf seine Worte – und auf das Gesicht. Selbst feinste Regungen können wir spontan entschlüsseln
© Carolina Yepes Jiménez / Getty Images

Wohl keine Fähigkeit prägt das menschliche Miteinander so sehr wie unser Einfühlungsvermögen – die Empathie. Sie schließt die Kluft zwischen dem Ich und den anderen. Denn ohne sie würden wir nur unsere eigenen Empfindungen spüren, wären kaum in der Lage, emotionale Beziehungen aufzubauen – und lebten gewissermaßen in innerer Isolation.

Erst unser Einfühlungsvermögen versetzt uns in die Lage, das Gemüt eines Gegenübers zu erfassen, den Schmerz nachzuempfinden, den ein trauernder Freund erlebt, uns mit jemandem zu ärgern, der wütend auf seinen Vorgesetzten ist. Mit anderen Worten: Empathie ist der Schlüssel zu fremden Gefühlswelten. Erst sie erlaubt es uns, die Bedürfnisse unserer Mitmenschen zu erkennen und auf sie einzugehen. 

So fundamental ist diese Gabe, dass Evolutionsbiologen in ihr ein Erbe der Urgeschichte sehen. Sie gehen davon aus, dass sich Empathie (in ersten Formen) schon vor Jahrmillionen entwickelt hat – und dementsprechend fest in unseren Genen verankert ist. In welchem Maß wir imstande sind, empathisch zu reagieren, scheint uns allerdings nicht allein in die Wiege gelegt zu sein. Neuere Forschungen deuten vielmehr darauf hin, dass die Fähigkeit sich zeitlebens mehr oder weniger stark entfaltet – und damit flexibler ist als lange gedacht. Welche Faktoren aber beeinflussen unser Vermögen, mitzufühlen? Und können wir selbst in höherem Alter noch lernen, empathischer zu sein?