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Familienpsychologie Funkstille: Warum Kinder den Kontakt zum Elternhaus wirklich abbrechen

  • von Miriam Eichhorn-Zachariades
In immer mehr Familien kommt es zu jahrzehntelangem Kontaktabbruch. Eine Expertin hat die Ursachen und die Bedeutung transgenerationaler Traumata dabei untersucht 
Immer häufiger, doch nie aus heiterem Himmel: Erwachsene Kinder brechen den Kontakt zur Familie ab 
Immer häufiger, doch nie aus heiterem Himmel: Erwachsene Kinder brechen den Kontakt zur Familie ab 
© JOSEP M ROVIROSA/Westend61 / Adobe Stock

Die Rentnerin Carolina Schönwald* lebt am Rand des Ruhrgebiets. Wer heute mit der 73-Jährigen spricht, erlebt sie als wache, reflektierte Persönlichkeit mit einem warmen Lachen. Schönwald hat in ihrem Leben einiges erlebt – die Nachkriegszeit, eine lieblose Ehe und deren Scheidung, die Geburt ihrer beiden Kinder, schließlich Depressionen nach der zerbrochenen Ehe. 

Doch ihre schwerste Prüfung beginnt vor acht Jahren: Ihre erwachsene Tochter Lisa bricht den Kontakt zu ihr ab. Seitdem hat die Rentnerin sie nur noch dreimal gesehen. Bei jedem Zusammentreffen ging es der Tochter um Geld. Schönwald steht seit dem Tag des Bruchs vor einer unlösbaren Frage: "Was kann ich tun, um mein Kind wieder zu erreichen?" 

Eine jahrelange Funkstille, wie Carolina Schönwald und ihre Tochter sie erleben, ist kein Einzelfall. Untersuchungen zeigen, dass Kontaktabbrüche in Familien weit verbreitet sind. Doch wie kommt es, dass Familienbande reißen? Welche Muster und Erfahrungen treiben Eltern und Kinder so weit auseinander? Und wie wird aus einem Kontaktabbruch eine Chance für einen Neuanfang?