Hinter der blauen Tür von Zimmer 6 schreit Meghan Livermore um Hilfe. Sie liegt in den Wehen, obwohl sie noch keine haben dürfte. Vor zwei Stunden hatte die Hebamme Paula Strange mit einem Blick zwischen Megans Beine gesagt: "Sie bekommen heute Ihr Baby." Viel zu früh, das weiß Megan jetzt, wird auch diese Schwangerschaft enden. In einem Sessel am Kopfende des Bettes sitzt ihr Verlobter Jordan Williams. Er hält noch immer die Scheibe Toast in der Hand, die ihm eine Schwester gegeben hatte, zusammen mit ein wenig Butter und Orangenmarmelade." Sie müssen etwas essen", hatte sie gesagt und das Tablett auf seinen Schoß gelegt. Er wird nicht einen Bissen nehmen.
Extrem-Frühgeborene Zu früh für diese Welt: Heute überleben Neugeborene, die nur 500 Gramm wiegen. Um welchen Preis?
Seit Ezra den schützenden Bauch seiner Mutter in der 26. Woche verließ, hängt sein Überleben am Klinikteam und an Schläuchen. Eine Binde schützt Augen und Ohren, das blaue Licht soll seine Neugeborenengelbsucht heilen
© Giulio Di Sturco
Wird ein Kind vor der 24. Woche geboren, steht sein Leben auf der Kippe. Nur wenige Ärzte weltweit sind in der Lage, diesen Extremfrühchen eine Chance zu geben. Auf den Intensivstationen in Bristol und Essen bewegen sich Neonatologen jeden Tag auf der Grenze zwischen Leben und Tod, medizinischen Möglichkeiten und Moral. Von winzigen Menschen und großen Wundern