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Klimawandel Sandmücken erobern Deutschland: Sie können Tropenkrankheiten übertragen

Phlebotomus Pappatasi
Sandmücken sind nur wenige Millimeter groß - aber potenziell gefährlich
© James Gathany / CDC / Frank Collins / public domain / Public Health Image Library (PHIL) /
Im Klimawandel breiten sich winzige Mücken nach Norden aus. Das Gefährliche daran: Sie können Tropenkrankheiten wie die Leishmaniose übertragen

Sandmücken saugen Blut von Warmblütern - und können dabei Krankheitserreger übertragen. Darum verfolgen Experten seit einigen Jahren mit Sorge das Auftreten der Insekten in Deutschland.

Die winzigen, nur wenige Millimeter großen Zweiflügler stammen ursprünglich aus dem Nahen Osten und dem Mittelmeerraum. Doch wegen weltweit steigender Temperaturen und milder Winter rücken sie in Richtung Norden vor. Im Jahr 1999 erstmals in Deutschland nachgewiesen, ist die Mücke heute in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz bis nördlich Kaiserslautern heimisch. Ebenfalls aus Deutschland stammt der nördlichste Nachweis für ganz Europa und das nördliche Asien: Bei einer Insektenzählung nahe dem hessischen Gießen ging Forschern im Jahr 2013 ein Exemplar ins Netz.

Leishmaniose auf dem Vormarsch?

Zu den Krankheiten, die die Blutsauger übertragen können, gehört auch die Leishmaniose. Mit dem Speichel von infizierten Mücken können die einzelligen Parasiten in den menschlichen Körper gelangen und schlecht heilende Hautgeschwüre hervorrufen, aber auch innere Organe schädigen – bis hin zum Tod. Weil das Immunsystem vieler Menschen häufig nur unzureichend auf die Eindringlinge reagiert, haben die Parasiten leichtes Spiel. Zudem sind viele Medikamente wirkungslos, weil die Einzeller mittlerweile Resistenzen entwickelt haben.

Zwar war bislang keines der in Deutschland gefangenen und untersuchten Exemplare mit Leishmanien infiziert. Experten warnen allerdings, dass zum Beispiel aus Südeuropa aufgenommene Hunde infiziert sein können. Eine Übertragung vom Tier über das Insekt auf den Menschen ist zumindest theoretisch denkbar, wie der SWR berichtet.

"Vernachlässigte" Tropenkrankheit

Nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin infizieren sich weltweit jedes Jahr rund eine Million Menschen mit dem Leishmaniose-Erreger. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt die Krankheit auch wegen der hohen Fallzahlen und dem potenziell schweren Verlauf zu den "vernachlässigten" Tropenkrankheiten. Neben der Leishmaniose können Sandmücken weitere tropische Krankheiten übertragen, darunter das Oroya- und das Pappatacifieber.

Experten warnen, dass sich im Zuge der Erderwärmung weitere tropische Krankheiten nach Norden ausbreiten werden. So kommen seit einigen Jahren kommen in Deutschland auch Asiatische Tiger- und Buschmücken vor, die als mögliche Überträger von Tropenkrankheiten bekannt sind.

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