Es muss eine Hochzeit wie im Märchen gewesen sein, damals im Jahre des Herrn 1004, in der Hauptkirche von Konstantinopel. Die Prinzessin sei es gewohnt, "in Tau zu baden", berichtete später der Kirchenlehrer Petrus Damiani. Drei Tage habe das Fest gedauert, das Gefolge der Braut habe sämtlich aus Eunuchen bestanden, ihre Mitgift sei übergroß gewesen. Bestes Heiratsmaterial also für Giovanni Orseolo, den Sprössling der venezianischen Dogen-Familie, dem die Prinzessin aus Byzanz versprochen war.
Wäre da nicht diese Kleinigkeit: Die junge Dame, schreibt Damiani mit großem Furor, führe jegliche Nahrung mit einem zweizinkigen Goldgäbelchen zum Munde. Um sich die Hände beim Essen nicht schmutzig zu machen! Empörung bei Hofe: Wie konnte es jemand wagen, die göttlichen Speisen nicht mit den von Gott gegebenen Händen anzufassen? Eine "sündhafte Verweichlichung" sei das.
Damianis Schimpftirade fand noch jahrhundertelang ihr Echo. Die Mystikerin Hildegard von Bingen verbot in ihren Klöstern den Gebrauch von Gabeln: zu dekadent. Und noch Anfang des 17. Jahrhunderts heißt es in italienischen Manierenbüchern: "Unsere Mitglieder mögen von ihrem Tisch Gabeln verbannen. Hat uns die Natur nicht fünf Finger an jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit jenen dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als das Essen?"