Im dichten Dschungel Guatemalas haben Forscher eine bisher unbekannte Maya-Stätte entdeckt, in der einst bis zu zehn Millionen Menschen gelebt haben könnten. Zehntausende Häuser, Tempel und sogar Bewässerungsanlagen zeugen von einem wichtigen und reichen Standort der Maya. Insgesamt umfasst das Areal im Norden des Bezirks Petén fast 2100 Quadratkilometer. Möglich machte diese Entdeckung eine spezielle Laser-Technik, die aus der Luft Konturen auch unterhalb dichtem Bewuchs entdecken kann, kurz LiDAR (light detection and ranging) genannt.
Ein Archäologen-Team aus Europa, den USA und Guatemala hatte mehrere bereits bekannte Maya-Stätten sowie einzelne Ruinen mit LiDAR erneut untersucht und vermessen. Dabei entdeckten sie diese Stätte im Norden Guatemalas sowie deren Vernetzung zu bereits bekannten Orten wie Tikal. Die Laserbilder zeigen zudem, dass die Maya fast das gesamte Gebiet rund um die Stätte landwirtschaftlich kultivierten und sehr viel mehr in Verteidigungsanlagen und Gräben investierten, als bisher bekannt.
Hoffnung auf weitere Fortschitte in der Maya-Forschung
Der an der Untersuchung beteiligte Archäologe Thomas Garrison vom Ithaca College im US-Bundesstaat New York ist sich sicher, dass diese Entdeckung zu Fuß so nicht möglich gewesen wäre. In der Mitteilung seines Institutes heißt es: "In einer Umgebung, wo man nicht einmal ein paar Meter weit sieht, ist es sehr schwierig, alles zusammenzusetzen".
Nun, da die Größe der Stätte und die Vernetzung der einzelnen Maya-Standorte durch LiDAR offenbart wurden, stehen die Forscher dennoch vor der großen Herausforderung, die neu entdeckten Orte selbst zu besuchen und zu untersuchen. Ihre Hoffnung: da große Teile der Bauwerke bisher versteckt im Dschungel lagen, dürften sie kaum beschädigt sein und könnten weitere spannende Einblicke in die Kultur der Maya geben. Stephen Houston von der US-amerikanischen Brown Universität ist schon jetzt der Überzeugung, dass diese Entdeckung einer der größten Fortschritte in 150 Jahren Maya-Archäologie ist, wie er in einem Gespräch mit der BBC sagte.
Die Zivilisation der Maya begann vor und 3000 Jahren in Zentralamerika. Besonders im heutigen Gebiet der Länder Mexiko, Guatemala und Belize sind imposante Relikte aus der Zeit der Maya zu finden. Bereits entschlüsselt haben Forscher zum Beispiel den Kalender und die Schriftenkunde des Volkes. Noch nicht endgültig erklären können sich die Forscher hingegen den Untergang der Maya. Auch hier erhoffen sie sich im dichten Dschungel Guatemalas Antworten. Über den bisherigen Stand der Forschung zum Untergang des Maya-Imperiums hat Prof. Dr. Nikolai Grube für GEO EPOCHE einen umfassenden Artikel geschrieben.