GEO: Beinahe im gesamten Oberrheingraben suchen Unternehmen derzeit nach geeigneten Standorten, um aus großer Tiefe Erdwärme zu fördern. Warum gerade dort, im Südwesten Deutschlands?
Axel Brasse: Die relevanten Gesteinsschichten weisen höhere Temperaturen auf als andernorts. Außerdem sind sie bergbautechnisch gut erreichbar und tragen ausreichend Wasser, den Wärmeleiter der Tiefengeothermie. Die Kraftwerke pumpen es aus Klüften und Verästelungen in 2000 bis 4000 Metern Tiefe an die Erdoberfläche. Nachdem sie Wärme gewonnen und Strom produziert haben, leiten sie das Wasser wieder zurück in diese Schichten.
Bürgerinitiativen stemmen sich gegen neue Kraftwerke und Bohrungen: meist aus Angst vor Erdbeben. Können Sie das verstehen?
Natürlich nehmen wir die Sorgen der Menschen ernst. Zugleich gibt es kein Recht auf Nullbelastung in der Nachbarschaft. Das gilt für Lärm ebenso wie für kleine Erschütterungen. Um zu entscheiden, ob ein Unternehmen Bohrungen vornehmen darf oder nicht, halten wir uns an die gesetzlichen Schwellenwerte. Das ist nicht immer populär, die Sicherheit der Menschen ist aber stets gewährleistet.
Aktivistinnen und Aktivisten verweisen auf die Stadt Staufen, in der das Rathaus mit Erdwärme versorgt werden sollte. 2007 wurde gebohrt, seitdem hebt sich der Erdboden.

Was in Staufen geschah, ist in der Tat ein Fiasko und hat das Vertrauen in die gesamte Geothermie-Branche schwer beschädigt. Mit den im Moment diskutierten Projekten der Tiefengeothermie im Oberrheingraben hat die Bohrung in Staufen aber nichts zu tun: Dort ging es um oberflächennahe Geothermie.
Den Unterschied müssen Sie erläutern.