Abo testen Login

Geothermie-Bohrungen Wird in Deutschland bald die Erde beben?

Thermalwässer aus über 3000 Metern Tiefe können Haushalte klimafreundlich mit Wärme und Strom versorgen. Doch Anwohnende fürchten die dazu nötigen Bohrungen, aus Sorge vor Erdbeben. Wie wahrscheinlich sie sind, beantwortet Axel Brasse, der neue Geothermieanlagen genehmigt
Seit für eine Geothermieanlage gebohrt wurde, kämpft Staufen im Breisgau mit den Folgen: Risse ziehen sich durch Hauswände, der Putz bröckelt. Mit der nun diskutierten Tiefengeothermie habe das Projekt jedoch nichts gemein, sagt Experte Brasse
Seit für eine Geothermieanlage gebohrt wurde, kämpft Staufen im Breisgau mit den Folgen: Risse ziehen sich durch Hauswände, der Putz bröckelt. Mit der nun diskutierten Tiefengeothermie habe das Projekt jedoch nichts gemein, sagt Experte Brasse
© Philipp von Ditfurth / dpa / picture alliance

GEO: Beinahe im gesamten Oberrheingraben suchen Unternehmen derzeit nach geeigneten Standorten, um aus großer Tiefe Erdwärme zu fördern. Warum gerade dort, im Südwesten Deutschlands?

Axel Brasse: Die relevanten Gesteinsschichten weisen höhere Temperaturen auf als andernorts. Außerdem sind sie bergbautechnisch gut erreichbar und tragen ausreichend Wasser, den Wärmeleiter der Tiefengeothermie. Die Kraftwerke pumpen es aus Klüften und Verästelungen in 2000 bis 4000 Metern Tiefe an die Erdoberfläche. Nachdem sie Wärme gewonnen und Strom produziert haben, leiten sie das Wasser wieder zurück in diese Schichten.

Bürgerinitiativen stemmen sich gegen neue Kraftwerke und Bohrungen: meist aus Angst vor Erdbeben. Können Sie das verstehen?

Natürlich nehmen wir die Sorgen der Menschen ernst. Zugleich gibt es kein Recht auf Nullbelastung in der Nachbarschaft. Das gilt für Lärm ebenso wie für kleine Erschütterungen. Um zu entscheiden, ob ein Unternehmen Bohrungen vornehmen darf oder nicht, halten wir uns an die gesetzlichen Schwellenwerte. Das ist nicht immer populär, die Sicherheit der Menschen ist aber stets gewährleistet.

Aktivistinnen und Aktivisten verweisen auf die Stadt Staufen, in der das Rathaus mit Erdwärme versorgt werden sollte. 2007 wurde gebohrt, seitdem hebt sich der Erdboden.

Axel Brasse leitet die Landesbergdirektion in Baden-Württemberg. Die Behörde überwacht alle Aktivitäten, die unter das Bundesbergbaugesetz fallen, darunter die Geothermie. Sie erlaubt oder untersagt neue Bohrungen
Axel Brasse leitet die Landesbergdirektion in Baden-Württemberg. Die Behörde überwacht alle Aktivitäten, die unter das Bundesbergbaugesetz fallen, darunter die Geothermie. Sie erlaubt oder untersagt neue Bohrungen
© privat

Was in Staufen geschah, ist in der Tat ein Fiasko und hat das Vertrauen in die gesamte Geothermie-Branche schwer beschädigt. Mit den im Moment diskutierten Projekten der Tiefengeothermie im Oberrheingraben hat die Bohrung in Staufen aber nichts zu tun: Dort ging es um oberflächennahe Geothermie.

Den Unterschied müssen Sie erläutern.