Meteorologie Geheimnis um Helligkeit der beiden Erdhälften gelüftet

Eigentlich müsste die Südhalbkugel aus dem All dunkler erscheinen. Forschende fanden heraus, warum dem nicht so ist
Eigentlich müsste die Südhalbkugel aus dem All dunkler erscheinen. Forschende fanden heraus, warum dem nicht so ist
© Rainer Harf
Warum erscheinen die beiden Erdhemisphären gleich hell, obwohl die südliche wegen der enormen Wasserflächen dunkler sein müsste? Forschende haben jetzt eine Erklärung gefunden

Schaut man aus dem Weltall auf die Erde, erscheint unser Heimatplanet – ganz gleich, ob man den Blick auf die Nord- oder auf die Südhemisphäre richtet – gleich hell. Eigentlich aber ist dieser Umstand verwunderlich: Denn im Norden liegen weit größere Landmassen, Flächen also, die das Licht der Sonne stärker als Wasser reflektieren und dadurch heller wirken als die Ozeane – Meere bedecken hier bloß 60 Prozent der Gesamtfläche. Auf der südlichen Hälfte dagegen werden rund 80 Prozent von Wasser überspült, die Seite der Erdkugel müsste demnach dunkler in Erscheinung treten.

Das Reflexionsvermögen beider Hemisphären ist beinahe identisch

Doch Analysen offenbaren, dass sich die Albedo der beiden Hemisphären – damit ist das Reflexionsvermögen gemeint – nur um weniger als 0,1 Prozent unterscheidet. Bei völlig klarem Himmel – so zeigen Modellrechnungen – sollte sich allerdings hinsichtlich der Albedo eine Differenz von ganzen zehn Prozent bemerkbar machen.

Nun sind Forschende dem Rätsel auf den Grund gegangen und haben eine lange gehegte, aber wissenschaftlich nicht untersuchte These bestätigt. Die besagt vereinfacht, dass auf der Südhalbkugel deutlich mehr lichtreflektierende Wolken den Himmel bedecken. In ihre Analyse haben die Fachleute globale Wetterdaten der vergangenen 70 Jahre sowie komplexe Zirkulationsbewegungen der Atmosphäre eingebunden.

Auf der Südhalbkugel brauen sich öfter starke Zyklone zusammen

Die Ergebnisse der Studie offenbaren, dass die Meeresmassen auf der Südhalbkugel eine größere Menge an Sonnenenergie aufnehmen. Infolgedessen entstehen aber auch intensivere und länger dauernde Stürme. Und ein Effekt dieser Zyklone wiederum ist eine höhere Albedo. Denn die Stürme erzeugen niedrige, helle Wolken.

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Freilich fauchen auch auf der Nordhalbkugel starke Stürme, doch sie verlieren vergleichsweise schnell an Kraft, wenn sie auf die ausgedehnten Landmassen treffen. Und da sich die Ozeanflächen um Nordamerika und Eurasien weniger weit ausdehnen, entwickeln sich hier auch nicht so häufig ganze Sturmsysteme. So ist die Nordhemisphäre eher durch milde Zyklone geprägt, während sich im Süden häufiger mittlere bis starke Zyklone zusammenbrauen.

Diese Asymmetrie in puncto Stürme ruft die erstaunliche Symmetrie in puncto Albedo hervor. Von unten, also der Erde aus gesehen, beschatten zwar bedrohliche Gewitterwolken die Südmeere, verdunkeln mithin die Erdoberfläche. Doch vom All aus betrachtet, führen sie zum gegenteiligen Bild: Die Wolken werfen deutlich mehr Licht in den Weltraum zurück als das dunkle Meer – und lassen die Erde leuchten.

   

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