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Entspannung Wie unsere Atmung uns dabei hilft, zur Ruhe zu kommen

Frau atmet tief durch
Kontrolliertes Einatmen hilft uns dabei bedrohliche Situationen besser zu erkennen und fördert unser Erinnerungsvermögen.
© Alena Ozerova / Fotolia
Tiefes Einatmen versorgt unser Gehirn zwar kurzeitig mit mehr Sauerstoff – aber welche nachhaltigen Vorteile hat das für unsere Gesundheit? Wir erklären, wie uns unsere Atmung beruhigt

Stress am Arbeitsplatz? Plötzlich unter Druck? Regel Nummer eins in einem solchen Fall: tief durchatmen! Frische Luft hat dem Gehirn noch nie geschadet. Ganze Meditationsformen bauen schließlich auf dem Prinzip der bewussten Atemkontrolle auf und treiben die Achtsamkeit so zur Perfektion. Und wer noch eines Beweises bedarf, dass tiefes Ein- und Ausatmen mit ebenso tiefer Entspannung zusammenhängt, braucht nur zu gähnen: mehr Atmen und Müdigkeit zur gleichen Zeit geht wohl kaum.

Doch neben dieser unbestreitbar beruhigenden Wirkung scheint eine tiefe Atmung noch einen anderen Effekt zu haben: Sie ermöglicht es uns, besonders schnell bedrohliche Situationen wahrzunehmen. Schließlich atmen wir auch dann intensiv, wenn wir aufgeregt sind – und offenbar scheint unser Gehirn genau in diesem Moment Angst machende Signale besonders schnell zu verarbeiten.

Auf diesen besonderen Denkmodus des Gehirns kam man, als bei Epileptikern zur neurochirurgischen Behandlung die Schädeldecke geöffnet und mittels Elektroden der Ursprung der epileptischen Anfälle untersucht wurde. Erstaunlicherweise stellte man dabei fest, dass beim Einatmen die elektrische Aktivität nicht nur innerhalb der Riechareale des Gehirns, sondern gleichzeitig auch in zwei Regionen des limbischen Systems koordiniert wurde: in der Amygdala, die an der Angstempfindung beteiligt ist, und im Hippocampus, der unsere Erinnerungen organisiert.

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Atmen hilft der Erinnerung auf die Sprünge

Anders gesagt: Einatmen synchronisierte diese Hirnregionen, beim Ausatmen ließ diese Synchronisierung dagegen nach. Dass dies auch praktische Auswirkungen hat, stellte man in einem Anschlussexperiment fest. Dabei sollten die Probanden zum einen ängstliche, zum anderen überrascht schauende Gesichter möglichst schnell erkennen (und dies durch einen Knopfdruck mitteilen). Siehe da: Atmeten die Probanden ein, erkannten sie ängstliche Gesichter besonders zügig, während des Ausatmens verschwand der Effekt. Dies galt aber nur, wenn man durch die Nase atmete. Zog man auch den Mund zur Unterstützung hinzu, war kein Unterschied feststellbar.

Auch die Erinnerung profitierte vom Einatmen. Sollten sich die Probanden Objekte merken, so konnten sie sich 20 Minuten später besser an diejenigen erinnern, die sie während einer Einatmung gesehen hatten. Wer ausatmet, brachte seine Erinnerung hingegen nicht auf Trab. Bevor man nun anfängt, sein Lernen dadurch zu verbessern, dass man spätabends vor sich hin gähnt, sei noch erwähnt, dass auch dieser positive Lerneffekt beim Einatmen nur auftrat, wenn die Nase allein atmen durfte.

Offenbar wird durch eine nasale Einatmung ein tiefer Schaltkreis in unserem limbischen System aktiviert, der uns besonders schnell Angstgefühle verarbeiten und Erinnerungen aufbauen lässt.

GEO Magazin Nr. 10/2017 - Einfacher entscheiden

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