Alle Bilder der bisherigen Tauschgeschäfte sowie Informationen zu dem Projekt und die Möglichkeit sich als Tauschpartner anzubieten, gibt es auf der offiziellen Webseite zu dem Projekt.
Shantanu Starick plagte die Frage, ob es in der heutigen Welt noch möglich ist, ohne Geld zu leben, gar zu reisen. Also packte der australische Fotograf seine Koffer und begann seine Projekt "The Pxiel Trade". Er tauscht sich seinen Weg durch die Welt in Form von Fotos. Geschäfte, Privatpersonen oder Organisationen, die professionelle Bilder von sich haben wollen, finanzieren Starick statt des Honorars die Anreise sowie Kost und Logis für die Dauer des Shootings. Inzwischen ist er über zwei Jahre unterwegs und möchte erst wieder Geld in die Hand nehmen, wenn er alle sieben Kontinente bereist hat.
GEO.de: Kannst Du ganz kurz beschreiben, wie Pixeltrade funktioniert?
Shantanu Starick: Es ist ein sehr einfaches Konzept. Ich mache professionelle Fotos für Menschen oder Firmen. Im Gegenzug sind sie für die Zeit meines Auftrages für mich verantwortlich. Ich benötige Kost, Logis sowie An- und Abreise. Im Durchschnitt dauert so ein "Tausch" rund drei Tage, wovon ich versuche einen Tag zu haben, um die Umgebung zu entdecken, ohne fotografieren zu müssen. Wenn ich dann mit dem Tausch fertig bin, geht es weiter, ohne Ruhepausen.
Was ist das Ziel von Pixeltrade?
Shantanu Starick: Das Ziel ist es alle sieben Kontinente der Welt zu bereisen, ohne auch nur einen Cent dafür auszugeben.
Wann hast Du dich dazu entschieden?
Shantanu Starick: Anfang 2012 hatte ich die Idee und seit Juni 2012 bin ich unterwegs.
Und wie bist Du auf die Idee gekommen?
Shantanu Starick: Ich wollte sehen, ob so etwas in der heutigen Zeit noch möglich ist und ich wollte die Möglichkeit haben, zu reisen und unterwegs zu arbeiten, ohne vorher jahrelang sparen zu müssen.
Was war der komischste Tausch bisher?
Shantanu Starick: Diese Frage wird mir immer gestellt und sie ist immer noch so schwer zu beantworten. Einer der merkwürdigsten und auch komischsten Tauschgeschäfte war ein Familien-Shooting. Vom Enkel bis zu Uroma trugen alle ein weißes T-Shirt und eine Jeans. Der Ort für das Familienporträt war dann noch eine grüne Wiese – meine persönliche, fotografische Hölle. Ich habe mir plötzlich gewünscht, dass meine beiden Kameras einfach explodieren, damit ich nicht so ein Bild machen muss. Ich respektiere die Idee von Familienfotos, nur diese biedere Vorstellung fand ich irgendwie komisch.
Und der Beste?
Shantanu Starick: Bei dem besten Tausch tue ich mich wirklich schwer, da gibt es so viele. In New York habe ich für die Outdoor-Marke TERRA NY an drei Locations fotografiert, die mir visuell wirklich sehr gut gefallen haben. Einige Hochzeiten habe ich auch fotografiert und mich fasziniert, dass man als Außenstehender sofort bemerkt, ob die beiden aus purer Liebe heiraten, oder weil es eben der nächste Schritt ist. Mit den Liebenden waren es immer wundervolle Begegnungen. Auf der kleinen Insel Elcho vor der Nordküste Australiens habe ich für die Marke Koskela fotografiert, die dort sehr eng mit der indigenen Bevölkerung zusammenarbeitet. Die Familien haben mich aufgenommen wie einen alten Freund, das war auch ein sehr beeindruckender Tausch.
Aber ist es nicht komisch völlig auf den Tauschpartner angewiesen zu sein? Ist Dir auch mal etwas blödes Zwischenmenschliches passiert?
Shantanu Starick: Zum Glück ist bis jetzt tatsächlich nichts Schlimmes passiert. Hier und da mal eine seltsame Begegnung, manchmal wurde ein Tausch auch in der letzten Minute abgesagt, aber da hatte ich bisher immer die Möglichkeit auf andere Tauschpartner in der gleichen Stadt zurückzugreifen.
Entscheidet der nächste Tausch über Deine Route?
Shantanu Starick: Am Anfang meiner Tour war es die Aufgabe des Tauschpartners, mir das nächste Projekt zu organisieren. Meine Reise basierte auf reiner Mundpropaganda, frei nach dem Motto: 'Ich kenne jemanden, der dich fotografiert und Du gibst ihm etwas dafür. Geld will er nicht dafür haben'. Inzwischen ist es so, dass ich mir Projekte oder Orte aussuche, die ich gern besuchen würde und dann versuche ich dort einen Tauschpartner zu finden. Dennoch ist es größtenteils so, dass ich da hingehe, wo mich jemand einfliegen oder einfahren lässt.
Wie hat Dein Projekt Deine Sicht auf die Welt verändert?
Shantanu Starick: Pixeltrade hat meine Weltanschauung komplett verändert. Man würde ja meinen, dass die Welt weniger zugänglich wird, sobald kein Geld im Spiel ist, aber ich habe herausgefunden, dass das Gegenteil der Fall ist. Man kann alle Ecken der Welt erkunden, wenn man die richtigen Menschen um sich hat, ganz ohne Geld. Zudem hat sich meine Wahrnehmung auf das Reisen geändert. Früher war ich schon Monate, bevor es losging, aufgeregt. Dieses Gefühl ist nahezu komplett verschwunden, aber ich nehme das, als etwas Positives war. Ich lebe mehr im Jetzt.
Bist Du auch mal genervt vom Reisen?
Shantanu Starick: Absolut. Vor allem in letzter Zeit, schließlich bin ich bereits zweieinhalb Jahre unterwegs. Ich erwische mich immer wieder mit Gedanken wie: 'Wäre es nicht toller ein bisschen länger als nur ein paar Tage zu bleiben?'
Vermisst Du Geld?
Shantanu Starick: Kein bisschen. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass ein Tauschgeschäft mehr wert ist als Geld.
Wie gelangst Du an alltäglich Dinge wie Shampoo oder Zahnpasta?
Shantanu Starick: Meistens ist es so, dass meine Tauschpartner mich vorab fragen, ob ich noch etwas benötige, was ich gern esse oder ob es etwas gibt, was ich überhaupt nicht mag. Ansonsten frage ich, während ich vor Ort bin, ob es okay ist, wenn ich das Shampoo mitbenutze oder mir einen Kaffee koche. Bis auf wenige Ausnahmen fehlt es mir bei meinen Tauschpartnern wirklich an nichts.
Infos zu "The Pixel Trade"
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