Elsa und Bertrand sind ein Paar. Die beiden Franzosen haben gewagt, wovon viele träumen. Sie haben ihren Alltag hinter sich gelassen und sind einfach in ihren Bulli gestiegen und in sechs Monaten durch Europa gefahren. Dabei waren sie auf der Suche nach viel Nähe zu Menschen, Kulturen und vor allem der einzigartigen Natur, die unser Kontinent zu bieten hat. Sie tanzten bis spät in die helle Nacht um den Mittsommerbaum in Schweden und lernten auf einem rumänischen Bauernhof, wie man lokale Köstlichkeiten zubereitet. Im Interview erzählen sie, worauf es bei so einer langen Reise ankommt, was sie Camper-Frischlingen mit auf den Weg geben würden und warum Seitenstraßen meist immer ins Glück führen.
Was sind die essenziellen Dinge, die man für so einen Trip an Bord haben sollte?
Eine gute Playlist? Ansonsten haben wir diese zehn Dinge am häufigsten benutzt:
- Kopflampe
- Handbesen
- Feuerzeug
- Wäscheleine und Wäscheklammern
- Straßenkarte oder Navi
- Papier & Kugelschreiber
- Schraubendreher-Set
- ein gutes Messer
- Klopapier
- wiederverwendbare Wasserflaschen
Welche Voraussetzungen muss der perfekte Übernachtungsspot erfüllen und wie findet man ihn?
Das schönste und wertvollste am Camperleben ist die Freiheit: Du kannst zu jederzeit egal mit wem überall hin. Und genau diese setzen wir auch auf der Suche nach guten Übernachtungsspots ein. Diese sollten bestenfalls flach sein, damit man nicht ineinander kullert, ruhig und inmitten einer tollen Landschaft, sodass man auch den Ausblick aus dem Van genießen kann. Beste Faustregel so einen Ort zu finden: Nehme jede noch so kleine Straße, von der du nicht weißt, wohin sie dich führen wird und frage Einheimische. Folge nicht nur dem Navi oder deinem Reiseführer. Oftmals führen Nebenstrecken und lokale Empfehlungen zu den besten Plätzen, die dann aufgrund von wenig Werbung ruhig und selten voll sind.
Wie und wo kommt man am besten mit Einheimischen in Kontakt?
Man muss neugierig und auch ein wenig leichtsinnig sein. Vertraue den Leuten, aber viel mehr musst du dir und deinem Gefühl vertrauen. Wenn man es nicht versucht oder selbst die erste Frage stellt, ist es sehr schwer Einheimische oder generell Leute kennenzulernen. Es gibt nicht den perfekten Ort, um in Kontakt zu kommen. Versuche dich zu informieren, was in der Umgebung so abgeht und versuche dort zu sein, dann funktioniert es meist von ganz allein. Wir wurden beispielsweise von einem Paar in Schottland nach lediglich 15 Minuten Unterhaltung auf einem lokalen Festival zum Abendessen eingeladen. Außerdem haben wir uns angewöhnt, jedes Mal, wenn wir eine Grenze überschritten haben, diese vier Worte in der Landessprache zu lernen: Hallo, Danke, Prost und Tschüss. Es hilft und öffnet genug Türen zu netten Gesprächen und Bekanntschaften.
Ihr habt versucht viele alltägliche Gegenstände selbst herzustellen, anstatt sie zu kaufen. Gibt es etwas, was wirklich jeder Camper selbst machen kann?
Wir hatten die großartige Möglichkeit unseren schönen Planeten ein bisschen besser kennenlernen zu dürfen und wir wünschen uns dasselbe für nachfolgende Generationen, deswegen war es uns wichtig, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Was wirklich jeder selbst machen kann, ist unserer Meinung nach: Seife, Abwaschmittel und Zahnpasta. Dafür gibt es so viele gute Rezepte im Internet oder in unserem Buch. Starte mit einer Sache und du wirst schnell merken wie einfach und praktisch es ist. Wir haben einen großen Vorrat bereits vor der Reise angefertigt und diesen unterwegs nach und nach verbraucht.
Gibt es goldene Regeln, wie ein gutes Leben im Van funktionieren kann?
Nutze den Raum bestmöglich, räume auf, mache jeden Tag den Abwasch, KOMMUNIZIERE, sei flexibel, um dich jeden Tag an eine neue Umgebung anpassen zu können, sei wach und aufmerksam, höre viel gute Musik, folge lokalen Tipps auf unbekannte Wege, lebe nach deinem eigenen Rhythmus, genieße die Zeit in vollen Zügen und vor allem, sei glücklich.
Sechs Monate auf sechs Quadratmetern als Paar: Wie hat die Reise eure Beziehung beeinflusst?
Wir würden lügen, wenn wir behaupten würden, es wäre immer einfach gewesen. Natürlich gibt es blöde Tage. Aber am Ende hat die Reise uns noch enger zusammengeschweißt. Wir hatten die Chance unserer gemeinsamen Sehnsucht im Leben, dem Reisen, zusammen zu folgen und das war schon mal eine gute Grundlage. Wer sich noch nicht sicher ist, ob so eine lange Reise auf engstem Raum funktionieren kann, sollte mit kleinen Trips starten und schauen, welche Konflikte sich ergeben und ob sie sich mit Kompromissen lösen lassen. Leider haben wir viele Paare scheitern sehen, da sie keine gemeinsame Vision hatten, wie ihre Reise aussehen und verlaufen soll. Aber wenn es klappt, bringt es der Beziehung noch mal mehr Nähe.
Was hat euch am Reisen mit einem Bulli am meisten gestört?
Es gibt nichts Schlimmeres, als in einem Land anzukommen und sich von Zäunen und anderen Einschränkungen umgeben zu sehen. Wir reisen ja nicht, um Schlechtes zu tun. Wir haben unsere Übernachtungsplätze meist sauberer hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben, und waren immer respektvoll gegenüber Mensch und Natur. Und die meisten Camper sind so wie wir. Es geht uns darum Land, Natur und Menschen intensiv kennenzulernen und nicht zu benutzen. Doch nicht jede Regierung hat dafür Verständnis und reagiert mit Bußgeldern und Verboten. Aber keine Angst es gibt sie, die magischen Orte, an denen man genau nach dieser Philosophie leben und nächtigen kann.
Welche Dinge würdet ihr an dem Wagen für den nächsten Trip ändern?
Eigentlich ist die Aufteilung, die direkt von VW kommt, bereits sehr gut. Aber klar, ein paar Dinge würden wir nun ändern. Zum Beispiel ist ein 30-Liter-Wassertank nicht wirklich ausreichend, zudem hätten wir gern Solarpanels statt zwei Batterien, um mehrere Tage in der Wildnis verbringen zu können, ohne sich um die Energieversorgung kümmern zu müssen. Der VW-Bus ist traditionell eher für einen Standplatz auf einem Campingplatz gebaut, aber wenn man mal wild irgendwo stehen möchte, wie in Skandinavien, ist es noch nicht perfekt.